Bekomme einen Einblick in die Ansichten von Susanne bezüglich ihres Umgangs mit Athlet*innen und mit sich selbst
Name: Susi Wollschläger
Alter: 55
Sportart: Hockey
Thema Wettkampfvorbereitung:
Sebastian: „Wie bereitest du dich am Tag vor dem Wettkampf vor? Was machst du für dich und warum?“
Susi: „Das hängt ganz von dem Wettkampf ab. Handelt es sich um ein Bundesliga Spiel der Damen, gehe ich noch mal die vorhandenen Videos durch, schneide sie für eine kürzere Spielvorbesprechung zusammen (z.B. nur Standards) und bereite die Besprechung taktisch vor. Bei der Jugend unterscheide ich in zwei Kategorien. Normale Meisterschaftsspiele oder WHV/ DHB Endrunden. Handelt es sich um ein normales Spiel, beginnt meine Vorbereitung meistens erst am Spieltag. Bei Endrunden bereite ich mich ähnlich einem Damen Bundesliga Spiel vor. Es gibt zusätzlich für diese Events immer ein Motivationsvideo mit guten und lustigen Szenen. Diese Videos bringe ich nach jedem Spiel auf den aktuellen Stand. Die Szenen sind mit unserer aktuellen Motivationsplaylist unterlegt, die sich meistens aus dem Video ergibt. Diese Art der Vorbereitung, egal ob Damen oder Jugend, nutze ich um für mich optimal vorbreitet zu sein. Nur wenn ich dies für mich bin, kann ich meine Teams auch optimal auf die jeweilige Aufgabe einstellen.“
Sebastian: „Wie bereitest du dich am Tag des Wettkampfs auf den Start vor? Was machst du für dich und warum?“
Susi: „Ich gehe morgens das Video und die Unterlagen zur Besprechung noch mal durch und frühstücke vernünftig. Mein Tick ist es immer sehr, sehr pünktlich im Besprechungsraum zu sein um alles in Ruhe vorbereiten zu können.“
Sebastian: „Das ist ein spannender Einblick! Danke dafür. Gibt es noch etwas wie du den Tag für dich begehst neben Frühstück?“
Susi: „Alles was ich an Vorbereitung mache, mache ich im Endeffekt für mich. Ich will mit einem guten Gefühl in die Besprechung, in das Spiel gehen.
Mein Aberglaube: Sweats und Shirts die erfolgreich waren, werden so lange bei wichtigen Spielen getragen bis dem nicht mehr so ist. Manche bekommen vielleicht noch mal eine Chance sich zu rehabilitierenJ“
Sebastian: „Was machst du die letzten Minuten, um dich auf den Wettkampf vorzubereiten? Was genau machst du bewusst oder unbewusst, um dich so richtig auf den Wettkampf einzustellen? Nutzt du bestimmte mentale Werkzeuge, Verhaltensweisen oder Vorgehen dazu?“
Susi: „Ich versuche Ruhe/ Zuversicht auszustrahlen. Dabei schaue ich mir ein wenig das Einspielen der Gegner an, versuche die richtigen Worte für den „ Kreis“ vor dem Spiel zu finden.“
Sebastian: „Kommt es denn auch mal vor, dass du nicht ruhig im Innern bist? Gibt es etwas, was du machst um den richtigen Fokus dann zu finden?“
Susi: „Wenn dem so ist, kommt auch vor, bereite ich mich mit meinen ritualisierten Vorbereitungsschritten noch intensiver vor und fahre noch früher los. Wenn das dann nach der Besprechung immer noch so sein sollte, versuche ich mich ein wenig aus der Spielvorbereitung auf dem Platz rauszunehmen (insofern ein CO-Trainer da ist), um meine Unruhe nicht zu übertragen.“
Thema Motivation:
Sebastian: „Was sind deine Ziele als Trainer? Was motiviert dich, damit du die Mühen aufnimmst?“
Susi: „Teams zu formen, erfolgreiche Teams zu formen, Teams die leidenschaftlich um Siege kämpfen! Wenn ich das Gefühl habe, ich kann das Team erreichen, meine Worte, Vorgaben finden willige Abnehmer. Das ist das die beste Motivation.“
Sebastian: „Wen würdest du gerne mal trainieren?
Susi: „Ein Team, das sich aus den aktuellen Spielerinnen und einem Teil der Spielerinnen, die uns aus unterschiedlichen Gründen verlassen haben, zusammensetzt.“
Sebastian: „Was machst du, wenn du vor einem Training mal keine Motivation hast?“
Susi: „Ich versuche dann das Training besonders intensiv vorzubereiten, merke aber dass es mir schwer fällt. Meistens kommt meine Motivation dann mit Trainingsbeginn. Je nachdem wie das Training dann läuft (motivierte Spielerinnen oder nicht) schmeiße ich das vorbereitete Training während der Einheit, weil ich schon vorher nicht richtig damit zufrieden war, um. Mal wird es dann richtig gut, mal richtig bescheiden.“
Sebastian: „Wie gehst du da mit dir um?“
Susi: „Ich bin sehr unzufrieden, fahre gefrustet und nicht wirklich gut gelaunt nach Hause, wenn es kein gutes Training war. Beim nächsten Training bin ich dann um so besser vorbereitet und ziehe das dann auch größtenteils durch.“
Thema Persönlich:
Sebastian: „Was würdest du deinem 14-jährigen Ich für einen Tipp geben, den du damals hättest gebrauchen können?“
Susi: „Zu dem Zeitpunkt – nimm die Schule ein wenig ernster. Dann darfst du auch mehr Zeit deinem Sport widmen….“
Sebastian: „Toller Tipp! Sehr wertvoll für Sportler in dem Alter. Wann war der Punkt als du dich für den Leistungssport bzw. für eine professionelle Karriere entschieden hast? Was war der Auslöser bzw. Grund?“
Susi: „Meine Einstellung als sehr ehrgeiziger Torwart war immer Tore kassieren verboten, außer es war gar nicht zu verhindern. Dies galt sowohl fürs Training, als auch fürs Spiel. Ich wurde mit 17 Jahren, bei der Bundesliga Aufstiegsrunde der Damen für die DHB U 18 gesichtet und damit nahm alles seinen Lauf.
Meine Trainer Tätigkeit (Karriere?) war gar nicht geplant. Es hat sich dort ähnlich wie bei meiner sportlichen Karriere entwickelt. Mit den ersten Erfolgen kam der Hunger auf mehr.“
Sebastian: „Was machst du morgens, um gut in einen Tag zu starten?“
Susi: „Am liebsten einen ersten Kaffee im Bett, danach eine Runde mit dem Hund.“
Sebastian: „Welcher Spruch, Buch oder Mensch hat dich am meisten beeinflusst auf deinem Weg?“
Susi: „Das ist schwer bzw. gar nicht zu beantworten. Spruch und Buch fallen weg.
Menschen, die mich beeinflusst haben gibt es sicher viele.“
Sebastian: „Wie suchst du dir deinen Ausgleich zum Sport? War das immer so oder hat sich das im Laufe der Zeit verändert?“
Susi: „Treffen mit Freunden, Lesen, selber anderen Sport machen. Das hat sich eigentlich im Laufe der Zeit nicht verändert. Vielleicht ein bisschen ruhiger :-)“
Thema Fokus:
Sebastian: „Wodurch verlierst du den Fokus im Wettkampf oder Training? Fehlversuch eines Athleten, Schiedsrichterentscheidung…?“
Susi: „Im Training sobald ich das Gefühl habe, die Spielerinnen sind unkonzentriert, nicht richtig engagiert.
Im Wettkampf: Schiedsrichterentscheidungen klar, Unstimmigkeiten zwischen den Spielern untereinander und/oder mit mir.“
Sebastian: „Wie findest du dann wieder den Fokus? Gibt es ein Werkzeug, ein Verhalten oder Vorgehen, dass du da nutzt?“
Susi: „Ich versuche mich erst mal zurückzunehmen, mich auf andere Dinge/ Spielerinnen zu konzentrieren.“
Sebastian: „Darf ich fragen, worauf du dich dann im Training oder Spiel konzentrierst? Wie gut klappt das?“
Susi: „Im Training: Wir trainieren häufig in 2 Gruppen. Wenn ich das Gefühl habe, meine Gruppe ist gerade nicht fokussiert oder ich komme gerade gar nicht an Einzelne ran (was die ganze Gruppe dann stört), wechsele ich nach der nächsten Trinkpause die Gruppen oder ich lasse die Gruppe erst mal laufen, ohne was zu sagen. Alternativ breche ich die entsprechenden Übungen ab und gehe früher zum dann verlängerten Abschluss- Spiel über.
Beim Spiel: Ich konzentriere mich nur auf meine Mannschaft nach Schiedsrichterentscheidungen.
Bei Unstimmigkeiten mit Spielerinnen, lobe ich diese Spielerin dann viel. Sollte das nicht ankommen (du kennst meine Stimme, je lauter sie werden muss, desto aggressiver hört sie sich dann an, u. U. geht das Lob dann nach hinten los) , dann konzentriere ich mich auf andere Spielerinnen.“
Thema nach dem Wettkampf:
Sebastian: „Was machst du direkt nach dem Wettkampf? Wie bereitest du einen Wettkampf nach?“
Susi: „Ich schneide das Video, bespreche einzelne Szenen mit dem Team/ Einzelnen“
Sebastian: „Wie lange denkst du noch an einen Wettkampf nachdem er vorbei ist?“
Susi: „Das kommt ganz auf das Spiel an. Wenn das Spiel emotional war, egal ob erfolgreich oder nicht, dauert es schon ein paar Tage. Allerdings kommt es da auch darauf an, ob es sich um ein Doppelwochenende handelt. Da sollte das Spiel spätestens am nächsten Tag abgehakt sein.
Wenn es ein „normales“ Spiel, mit einem zu erwartendem Spielverlauf ist, ist das dann auch schnell aus dem Kopf, da meistens die Vorbereitung für das nächste Spiel ansteht.“
Sebastian: „Wie gehst du mit einer Niederlage/schlechten Wettkampf um? Gibt es etwas systematisches?“
Susi: „Ich versuche die Mannschaft nach dem Spiel nicht zu hart anzugehen, habe aber schon schlechte Laune bzw. bin deprimiert. Dies versuche ich jedoch im Rahmen zu halten und nicht zu deutlich und vor allem zu lange zu zeigen.“
Sebastian: „Wie gehst du mit einem Sieg/guten Wettkampf um? Gibt es hier etwas systematisches?
Susi: „Ich habe einfach gute Laune, bin fröhlich und freue mich für die und mit der Mannschaft.“
Thema Leadership:
Sebastian: „Wie gehst du mit Fehlern von Athleten um? Hat sich dieser Umgang bei dir über die Jahre verändert?“
Susi: „Das ist unterschiedlich. Wenn es Dinge sind, die wir schon x mal besprochen habe, reagiere ich anders, als wenn das einmalige Fehler sind.
Bei wiederkehrenden Fehlern, die besprochen sind, kann ich leider sehr genervt reagieren.
Das es dies innerhalb eines Spiels nicht besser macht, ist mir aber klar. Zum Teil lasse ich das dann den Co-Trainer regeln.
Bei Fehlern die passieren, versuche ich positiv zu pushen, zum Weitermachen aufzufordern. Das hängt natürlich auch davon ab, was welcher Sportler meinen Meinung nach eher braucht. Manche wollen dann ja auch erst mal gar nicht hören. Fehler sind immer erlaubt, aber man muss darum kämpfen diese Fehler wett zu machen.
Ich versuche von Jahr zu Jahr ruhiger zu werden, weniger emotional. Mal gelingt es, mal aber auch leider noch nicht.“
Sebastian: „das mit dem ruhiger werden, höre ich öfters von Trainern. Darf ich fragen, was du mit Fehlern meinst, die „passieren“?“
Susi: „Zum Beispiel ein Aufbauspiel, dass nicht geplant war und auch augenscheinlich wiederholt nicht erfolgreich ist. Ständige Ballverluste durch Zockerei. Kein Arbeiten zurück.“
Sebastian: „Was ist das Erste, was du machst, wenn du eine Mannschaft/einen Sportler übernimmst?“ .
Susi: „Ich suche das Gespräch mit diesen Mädels. Frage was sie sich wünschen und erkläre ihnen wie ich ticke, was ich erwarte. Grundsätzlich ist aber mein Ziel, dass diese Spielerinnen erst mal ankommen, sich wohl fühlen. Das Schaffen einer Vertrauensbasis zwischen Trainer und Athlet.“
Sebastian: „Worauf legst du besonderen Wert bei der Beziehung zu einer Mannschaft/einem Sportler?“
Susi: „Mein Wunsch ist es, dass die Spielerinnen sich trauen zu mir zu kommen. Ihre Wünsche und Kritik äußern. Am Liebsten ist mir der Gedanke Teil des Teams zu sein. Das geht nicht immer, aber zumindest teilweise wäre/ ist es schön.“
Sebastian: „Was tust du, damit dein Athlet 100% gibt?“
Susi: „Ich versuche sie so auf den Wettkampf einzustellen, dass sie in möglichst jeder Situation eine Lösung hat. Dies als Einzelne, aber auch als Team. Jede muss das Gefühl haben, das sie sich immer auf die Anderen verlassen kann.
Ein Thema ist sicher Motivation. Was willst du, was wollen wir. Nur wenn alle das Gleiche wollen, kann es meiner Meinung nach klappen. Auch an schlechteren Tagen um seine Form kämpfen.
Dann sind auch mal deutlich weniger erreichte Prozente, die geforderten/ gewünschten 100% für mich.“
Sebastian: „Wie bereitest du ein Feedback an einen Sportler im Training oder Wettkampf vor? Ist das spontan oder durchdacht? Wie gehst du vor?“
Susi: „Das ist unterschiedlich. Positive Kritiken sind häufig ganz spontan nach dem Training/ Spiel.
Bei negativen Kritiken passiert mir das beim Training auch, ist aber dann eher nicht gut. Wenn etwas nicht richtig läuft, bereite ich mich normalerweise darauf vor. Auch mit Video und verabrede mich mit der Spielerin.“
Sebastian: „Wie wichtig ist dir Feedback durch deine Sportler? Wie holst du es gegebenenfalls ein?“
Susi: „Feedback finde ich sehr wichtig, findet aber leider nicht so häufig statt.
Wenn es stattfindet, dann geht es leider meistens nur um Kritik. Ich fordere es häufig bei Besprechungen ein, habe mal einen Fragebogen erstellt, aber es sind immer dieselben Spielerinnen die etwas sagen. Da würde ich mir deutlich mehr wünschen, gerne auch mal was Positives :-)“