Bekomme einen Einblick in die persönlichen Werkzeuge von Christoph
Name: Christoph Huelsmann – Sportpsychologe aus Neuseeland und Autor des Buchs “Act in Sport: Improve Performance through Mindfulness, Acceptance, and Commitment”
Sebastian: „Hallo Christoph! Ich freue mich, dass du in meinem Blog zu Gast bist. Würdest du den Leser*innen vielleicht etwas über dich erzählen? Wie bist du zur Sportpsychologie in Neuseeland gekommen?“
Christoph: „Nach meinem Studium der klinischen Psychologie in Deutschland zog ich aus familiären Gründen 1998 nach Neuseeland. In Deutschland machte ich zudem noch eine Ausbildung zum systemischen Therapeuten, was im Sport, insbesondere in der Arbeit mit Teams, auch sehr von Vorteil sein kann. Zunächst arbeitete ich im klinischen Bereich. Ich hatte mich immer schon fuer das positive Ende des Kontinuums von ‚being unwell“ über ‚good mental health“ hin zu mental states wie ‚high wellbeing“ oder „being in flow“ etc. interessiert, und auch im Studium damit befasst. „Positive Psychology“ und ‚wellbeing research“ war in den 90-er Jahren in Trier, wo ich ein paar Jahre studierte, einer der Schwerpunkte in verschiedenen Bereichen der Psychologie. Nach ein paar Jahren der Arbeit im mental health Bereich fing ich dann an zunächst Positive Psychology und dann auch „Sportpsychology“ workshops zu geben, in denen diese Konzepte praktisch umgesetzt wurden. Später folgte dann die Arbeit mit Teams und individuellen Klienten.“
Sebastian: „Das ist ein interessanter Werdegang in deinen Themen. Wie hast du denn den Weg in den Sport dann gefunden? Warst du selbst Trainer oder wie kam es zu den ersten Aufträgen im Sport?“
Christoph: „Ich fand, der Weg von Konzepten und Ideen in der Positive Psychology zu Sport war ein recht Kurzer, da einige Konzepte der Positive Psychology sich leicht auf den Sport adaptieren lassen. Zum Beispiel Konzepte wie „mit Staerken arbeiten“, statt sich auf das Ausmerzen von Schwaechen zu konzentrieren, „resilience“, das heißt lernen mit Krisen oder Schwierigkeiten umzugehen, sich auf eben diese Schwierigkeiten zu besinnen, und seine Ziele zu erreichen. Das Konzept des „Flow“ von Csikszentmihalyi spielt hier wie dort eine Rolle. Ich war auch selbst Coach im Fußballteam meines Sohnes, und es war schnell offensichtlich, welche große Auswirkung die Einstellung der Jungs auf ihre Leistung im Spiel hatte. Vom Trainingseinsatz ganz zu schweigen. Also habe ich mich verstärkt dafür interessiert. Von dort entwickelte ich dann einen Kurs zu dem Thema für andere Trainer und Athleten, und ich fing an Klienten zu sehen.“
Sebastian: „Was hast du für einen Ausbildungshintergrund?“
Christoph: „Wie oben erwähnt, habe ich einen Hintergrund in Klinischer Psychologie, meine Diplomarbeit und Interesse im Studium war immer im ‚positive wellbeing“ oder ‚positive psychology“ Bereich. Parallel machte ich eine Ausbildung in Systemischer Therapie. In Neuseeland folgten dann ein Diploma in kognitiver Verhaltenstherapie und schließlich Training in ACT (Acceptance and Commitment Therapy). Ich entdeckte bald, dass ACT im Besonderen sich sehr gut mit Konzepten der Positive Psychology deckte, zum Beispiel der Fokus darauf, ein Leben zu leben, dass auf klaren Wertvorstellungen beruht, der Fokus weg davon sich zu sehr mit Dingen zu befassen, die man in der Situation nicht direkt ändern kann (zum Beispiel Gefühle, die man nicht mag) und sich darauf zu konzentrieren, was man tun bzw. beeinflussen kann und was in Einklang mit den eigenen Werten ist.“
Sebastian: „Wo liegt dein Arbeitsschwerpunkt? Hast du eine Hauptsportart?“
Christoph: „In der psychologischen Arbeit ist mein Schwerpunkt das Arbeiten mit individuellen Klienten. Da ist keine bestimmte Sportart. Sportpsychologische Unterstützung ist hier mit wenigen Ausnahmen (Rugby natürlich) ein Luxus, den sich nur wenige leisten können oder wollen. Ich bin auch vertraglicher Mitarbeiter für „High Performance Sport New Zealand“, und die Sportarten, die hier multidisziplinär unterstützt werden, sind die mit Medaillienchancen.„
Sebastian: „Was machst du neben der Sportpsychologie?“
Christoph: „Ich sehe nach wie vor Klienten mit Problemen wie Depression und Angststörungen. Klinische Psychologie eben. Hauptberuflich bin ich ebenso schon seit 20 Jahren Vater, soll heißen, ich arbeite, wenn es geht, nur Teilzeit als Psychologe.“
Sebastian: „Als Kollege ist es für mich spannend, mehr über deine Sichtweise auf Höchstleistung zu erfahren. Darf ich fragen, was ein*e Sportler*in aus deiner Sicht braucht, um zunächst erstmal auf ein hohes Leistungsniveau aus mentaler Sicht (neben Athletik, Technik, Umfeld und Glück) zu kommen?“
Christoph: „Es gibt da eine nun schon etwas ältere Studie mit US Olympic Athletes von 2002*, die einige key factors beschreibt, die mir aus Erfahrung viel Sinn machen. Gängige Faktoren, deren sich jede*r bewusst ist, wie „ability to cope with and control anxiety“, confidence, „having a hard work ethic“, ability to set and achieve goals, aber auch Faktoren, die weniger häufig gezielt angegangen werden. Zum Beispiel „Coachability“, also die Fähigkeit auf konstruktive Kritik einzugehen, und eine bestimmte Art Perfektionismus: Wir wissen alle, dass Perfektionismus im Sinne von „nichts falsch machen“ kontraindiziert ist. In dieser Studie hat sich allerdings ein Pefektionismus in der Planung und Organisation seines Lebens als Athlet als positiv erwiesen. Oder in anderen Worten: Perfektionismus in den Aspekten, die völlig in der Kontrolle des Athleten liegen. Athleten, die diese und andere Charateristiken am meisten entwickelten, waren laut dieser Studie erfolgreicher. Von einer reinen ACT Perspektive ist eine wichtige Eigenschaft „Psychologische Flexibilität“. Die ergibt sich aus drei Faktoren: Offenheit (für interne Stimuli wie zum Beispiel Gedanken, Unbehagen, Gefühle), Bewusstsein/ Achtsamkeit (präsent sein) und Engagement, das heißt, eine Aktivität fokussieren und mit ganzem Herzen tun, im Bewusstsein darüber, wie sie mit den eigenen Werten im Einklang steht.“
Sebastian: „Und im Wettkampf? Was ist da aus deiner Sicht für Spitzenleistungen nötig?“
Christoph: „In erster Linie die Fähigkeit sich von irrelevanten inneren Stimuli wie schwierigen Gefühlen oder Gedanken zu lösen und die Aufmerksamkeit auf relevante Stimuli für die jeweilige Situation zu richten. Zum Beispiel im Fußball darauf, was gerade im Spiel passiert und nicht, ob ich gerade eben etwas vermasselt habe und/ oder ob der Unparteiische einen Fehler gemacht hat oder ob das Spiel nicht eh schon verloren/ gewonnen ist. Dazu bedarf es der Fähigkeit, sich dessen bewusst zu sein, was gerade in und um einen vorgeht, und die Aufmerksamkeit ohne große innere Kämpfe und Krämpfe da hinzulenken, wo sie am Nützlichsten ist.“
Sebastian: „Du hast mit „ACT in Sport“ ein praktisches Buch zum Thema Achtsamkeit (Mindfulness) im Sport geschrieben (Link zum Buch). Darf ich fragen, was der Grund für dich gewesen ist, dieses Arbeitsbuch für Sportler*innen und Trainer*innen zu schreiben?“
Christoph: „Für mich war der ACT-Ansatz bzw. diese Sichtweise auf den Sport und ‚performance‘ im Allgemeinen ein sehr nützlicher. Wenn man die Grundprinzipien verstanden hat, lassen sich daraus leicht Übungen ableiten die jede*r Sportler*in leicht umsetzen kann. Außerdem ist ACT in der englischsprachigen Welt seit 10–20 Jahren wahrscheinlich einer der meist angewendeten Ansätze im mental health Bereich. Im Sport gab es aber bisher kein Buch, das diese Methode für Laien praktisch erläuterte und nutzbar machte. Also machte ich mich mit einem Kollegen daran, selbst ein Buch zu veröffentlichen.“
Sebastian: „Was ist die Hauptmessage in diesem Buch?“
Christoph: „Viele Athleten sind immer noch im Glauben, dass sie ihre Gedanken unter Kontrolle bringen müssten und es irgendwie schaffen müssen, „einfach nur positiv zu denken“. Dies sind meiner Meinung nach überholte Konzepte der 80-er Jahre. Im Versuch, das zu kontrollieren, was sich nur begrenzt, wenn überhaupt kontrollieren lässt (ungewollte Gefühle und Gedanken zum Beispiel), beschäftigen sie sich dann im Wettkampf viel zu viel mit ihren eigenen inneren Prozessen, anstatt ihre Aufmerksamkeit auf das zu lenken, mit was sie sich eigentlich befassen sollten: Zum Beispiel mit dem Fußballspiel selbst, das gerade um sie herum stattfindet.„
Sebastian: „Wie sie das tun, ist dann in den Ausführungen zu den drei Hauptfaktoren dargelegt: eben Offenheit, Achtsamkeit/ Bewusstsein und Engagement.“
Christoph: „Das ist natürlich einfacher gesagt als getan. Und für viele ist es auch erst mal das Gegenteil von dem, was sie gewohnt waren. Das Buch bietet also eine Reihe von Übungen an, mit denen man seine Fähigkeiten verbessert, die Aufmerksamkeit auf das zu richten, was zu jeder Zeit am wichtigsten ist, unkomfortable innere Ereignisse zu tolerieren, sich ein Stück weit von ihnen zu entfesseln, sich verstärkt auf das zu konzentrieren, was in jedem Moment am Wichtigsten ist und sich mit Handlung beeinflussen lässt: Die eigene Handlung im Wettkampf und die Vorbereitung auf den Wettkampf zum Beispiel. Auf ACT basierende Strategien sind sehr effektiv, um mit Hindernissen zu besserer Performance umzugehen. Das Buch bietet einen Schritt-für-Schritt Ansatz, um diese Fähigkeiten zu lernen.“
Sebastian: „Kannst du das Konzept der Achtsamkeit und der Akzeptanz genauer erklären?“
Christoph: „Achtsamkeit/ Bewusstsein bedeutet in diesem Kontext, ganz im „Hier und Jetzt“ zu sein. Sich all dessen bewusst zu sein, was in und um einen herum geschieht. Die ACT beinhaltet auch, sich von den eigenen überholten Ideen oder Sichtweisen auf das Selbst zu lösen, uns selbst nicht zu ernst zu nehmen. Konkret heißt das zum Beispiel, dass ein Athlet fähig ist, Kritik anzunehmen, ohne sich angegriffen zu fühlen. Man kann sich das vielleicht im Sport auch ähnlich vorstellen, wie das, was passiert, wenn Athleten ‚Flow“ erleben: Wenn wir völlig in einer Aufgabe aufgehen, verlieren sich Gedanken und Sorgen über das „Selbst“ oder Bemühungen das „Selbst“ beschützen zu müssen. Wir sind uns einfach nur dessen bewusst, was gerade passiert und gehen völlig in der Aktivität und dem Moment auf. Akzeptanz heißt in ACT, dass man innere Vorgänge wie Ängste und Nervosität erstmal annimmt, ohne sie sofort ändern zu wollen. Und zwar nicht nur um besonders mindful zu sein, sondern schon einfach deshalb, weil es selten funktioniert, diese inneren Vorgänge in einer Situation wie dem Elfmeterschießen im Fußball zu kontrollieren. Weil es eben paradoxerweise eher so ist, dass sie umso mehr Raum annehmen, je mehr man sie kontrollieren will. Interessanterweise decken sich manche Grundsätze von ACT auch mit Prinzipien des Stoizismus: Akzeptieren, was man nicht ändern kann, ändern was änderbar ist und zu erkennen, wie sich das eine vom anderen unterscheidet. Ängste kann man eben nicht abschalten, also lässt man sie einfach mal sein und widmet sich stattdessen dem Spiel.„
Sebastian: „Warum ist es aus deiner Sicht wichtig, diese Fertigkeiten zu lernen und zu trainieren?“
Christoph: „Es hilft herzlich wenig, Prinzipien wie „Gedanken sind lediglich Gedanken, man muss sie nicht kontrollieren“ zu verstehen, weil dadurch allein erreicht man noch keine Handlungsänderung im Wettkampf. Fähigkeiten, wie Achtsamkeit, attention regulation, „defusion“ von Gedanken und Gefühlen etc. müssen genauso geübt werden wie körperliche Fähigkeiten.“
Sebastian: „Wie könnten denn Trainer*innen diese Fertigkeiten ins Training integrieren?“
Christoph: „Athleten profitieren natürlich davon, ihren Fortschritt mit jemandem zu diskutieren oder Tipps zum Fortfahren zu erhalten. Ein Trainer in einem professionalen Sport kann natürlich sportpsychologische Beratung als festen Bestandteil des Trainingsplans integrieren. In weniger professionellen Disziplinen, oder wenn die Möglichkeiten nicht gegeben sind, muss eben unser Buch genügen :-). Ein Trainer kann den Athleten*in zum Beispiel anhand einiger psychologischer Fähigkeiten bewerten (zum Beispiel eine einfache 1-10 Skala), der Athlet*in sich selbst einschätzen und auf der Basis eines Gesprächs entscheiden, in welchem Bereich Entwicklungsbedarf besteht und welche Übungen sich dafür eignen.„
Sebastian: „Gute Werbung für die sportpsychologische Arbeit :-). Wie arbeitest du denn mit Sportler*innen auf einen Wettkampf hin? Hast du da eine klare Vorstellung, was wichtig ist?“
Christoph: „Viele Fähigkeiten hat ein Sportler natürlich schon länger vor einem Wettkampf geübt und verbessert. Eine Sache die speziell im und für den Wettkampf nützlich ist, sind bestimmte Routinen, die es dem einzelnen erlauben den ‚frame of mind‘ zu erreichen, der für diesen Wettkampf optimal ist. Ich nehme mal ein Beispiel aus meiner Wahlheimat Neuseeland: Vor jedem Rugbyspiel machen die All Blacks, die Nationalmannschaft, einen „Haka“ (ritueller Tanz der Maori). In diesem speziellen Haka drückt die Mannschaft meines Erachtens all die Qualitäten aus, die dem Rugbyspiel dienlich sind: Eine gewisse Portion Aggressivität, das Zusammenspiel der ganzen Mannschaft, Selbstvertrauen etc. Dadurch, dass sie das in dieser Weise ausdrücken, fördern sie natürlich in sich und in der ganzen Mannschaft dieses „mindset“ und rufen in sich auch die dazugehörigen Emotionen hervor. Manchmal wurde es schon kritisiert, dass die Mannschaft durch das Privileg, dies vor dem Wettkampf aufzuführen einen Wettbewerbsvorteil gegenüber den Mannschaften erlangt, die lediglich im Halbkreis müde herumstehen und zuschauen dürfen.
Nun brauchen verschiedene Sportler in verschiedenen Disziplinen natürlich andere Qualitäten und für jeden ist der Weg dahin vielleicht auch ein anderer: Ein*e Athlet*in hört vielleicht gerne eine bestimmte Musik, jemand anders geht in sich und stellt sich vor, wie der Wettkampf optimal aussieht etc. Aber ein Ritual zu haben, dass dem Einzelnen oder der Mannschaft hilft, in einen bestimmten ‚frame‘ zu kommen, ist sicherlich erstrebenswert. Ein anderes Beispiel sind asiatische Kampfsportarten, die oft durch die Art des Zusammenkommens vor dem Training auch bestimmte „Einstellungen“ (zu Hierarchie, Disziplin etc.) ausdrücken, die diesem Sport und dem effektiven Training entgegenkommen. Diese Art des Herangehens an einen erstrebenswerten „frame of mind kann man sich natürlich im Kleinen auch für andere Momente des Wettkampfs überlegen, selbst „Minirituale“, mit denen man wieder in den ‚frame‘ zurückkommt, wenn man ihn gerade verloren hat, zum Beispiel ein Tennisprofi nach einem verlorenen Punkt.„
Sebastian: „Welches Buch hat dich am meisten beeinflusst?“
Christoph: „Da unser Buch die Methode der „Acceptance and Commitment Therapy“ auf den Sport bezieht, war das Buch „Get out of your Mind and Into your life“ von Steven Hayes ein klarer Impuls. Hier wird ACT auf Probleme des Alltags bezogen für jeden verständlich und anschaulich dargestellt, so dass man die Methode recht einfach für sich selbst anwenden kann. Im Sport gab es zu diesem Zeitpunkt nur ein sehr akademisches Buch, mit dem die meisten Athleten, mit denen ich gearbeitet habe, wahrscheinlich nur unter großer Mühe etwas anfangen können.
Sebastian: „Wenn du nochmal am Anfang deines Weges als Sportpsychologe stehen würdest, worüber wärst du froh, wenn du das damals schon gewusst hättest?“
Christoph: „Es ist auf jeden Fall gut, sowohl eine gründliche psychologische Ausbildung, als auch eine sportpsychologische Ausbildung zu haben. Je vielseitiger man seine Botschaft an den/ die Athleten*in bringen kann, um so höher die Chance, dass man damit auch ankommt: Ich fand zum Beispiel meine systemische Ausbildung sehr nützlich in der Arbeit mit Teams. Auch verschiedene Methoden, die ich im Psychodrama kennenlernte: Action methods zum Beispiel eignen sich sehr gut für Athleten, die zu relativ verkopften Methoden, wie kognitive Verhaltenstherapie, weniger Zugang haben, zum Beispiel aufgrund mangelnder schulischer Ausbildung.“
Sebastian: „Was sind wichtige Arbeitsprinzipien in deiner Arbeit mit einzelnen Sportler*innen?“
Christoph: „Zuerst versuche ich mit dem Sportler die Zielsetzungen klar herauszuarbeiten und gemeinsam ein Verständnis des Zusammenhangs zu erarbeiten, in dem er/ sie sich befindet, also was und wer auf ein Problem Einfluss nimmt. Sehr ähnlich eines klinischen assessments. Von dort erarbeiten wir einen Plan, wie wir die Ziele erreichen können. An dieser Stelle erkläre ich dann jeweils auch die theoretischen Grundlagen, auf denen Vorschläge basieren, zum Beispiel zur Aufmerksamkeitssteuerung, so dass der Athlet versteht, was warum praktiziert wird. Bis zu diesem Punkt ist das Vorgehen nicht so verschieden von Klienten, die mit psychischen Störungen zu einem kommen. Was an dieser Stelle noch dazu kommt, ist, dass wir ein breiteres Verständnis davon haben, was zu optimaler performance beiträgt, vielleicht Faktoren, derer sich der/ die Athlet*in gar nicht bewusst ist. Also werden wir die auch mit ins Spiel bringen und diskutieren.„
Sebastian: „Was sind deine wichtigen Arbeitsprinzipien in der Arbeit mit Teams oder Gruppen?“
Christoph: „Ähnlich wie oben wird hier erstmal die Situation verstanden und wie die verschiedenen Teamdynamiken und Zusammenhänge sich auf die performance eines Teams auswirken. Mit Teams arbeite ich allerdings auch systemisch, das heißt zum Beispiel, welche Beziehungen wirken sich hinderlich aus, welche unterstützend und wie kann jede*r einzelne im Team dazu beitragen, die Teamperformance zu optimieren.„
Sebastian: „An welchem Anliegen eines Sportler*in, Trainer*in oder Team arbeitest du am liebsten?“
Christoph: „Obwohl das weniger mit dem Buch zu tun ist, macht es mir oft am meisten Spaß mit einem ganzen Team systemisch zu arbeiten. Meistens ist die Arbeit lebendiger, ich benutze mehr ‚action methods‘, also bewegt man sich, probiert Dinge aus es ist spannend und viel Energie im Raum. Das „Anliegen“ in einem solchen Fall wäre zum Beispiel der Eindruck, dass die Teamperformance darunter leidet, dass die Beziehungen im Team nicht reibungslos oder optimal sind und zu schauen, welche Verbesserungen für das gesamte Ganze förderlich wären. Das kann man dann direkt ausprobieren und erleben.“
*Referenz: Daniel Gould, Kristen Dieffenbach, and Aaron Moffett. Psychological Characteristics and Their Development in Olympic Champions. September 2002. Journal of Applied Sport Psychology 14(3):172-204
Wichtiger Hinweis: Die Teilnahme des Gasts an der Sport-Runde lässt keine Rückschlüsse darüber zu, ob eine sportpsychologische Zusammenarbeit mit Sebastian Altfeld besteht. Es ist lediglich ein Zeichen dafür, dass der*die Sportler*in/Trainer*in die dankenswerte Bereitschaft zeigt, die eigenen Ansichten und Ansätze zu teilen.
Sehr interessante Sichtweise und für mich sehr gut nachzuvollziehen und werde als Idee damit arbeiten.
Danke für das Interview