Interview mit Svenja Brunckhorst – Basketball-Profi und Kapitänin der Deutschen Basketball-Nationalmannschaft

Bekomme einen Einblick ist die reflektierte Sicht von Svenja hinsichtlich Fehler, sowie seine Sicht über Trainer

Name: Svenja Brunckhorst

Alter: 28

Sportart: Basketball – 1. Deutsche Bundesliga, Nationalmannschaft

Thema Wettkampfvorbereitung:

Sebastian: „Wie bereitest du dich am Tag vor dem Wettkampf vor? Was machst du für dich und warum?“

Svenja: „Der Tag vor dem Wettkampf ist bei mir eigentlich immer unterschiedlich. Trainingstechnisch gibt es immer ein Abschlusstraining, bei dem ich auch nochmal alles genau durchgehe. Aber sonst gibt es am Tag vor dem Wettkampf keine Routinen. Ich versuche natürlich früh ins Bett zu gehen und ausreichend Schlaf zu bekommen.“

Sebastian: „Wie bereitest du dich am Tag des Wettkampfs auf den Start vor? Was machst du für dich und warum?“

Svenja: „Am Tag des Wettkampfs sieht das dagegen anders aus. Hier habe ich meine kleinen Abläufe die immer gleich sind. Morgens ist immer ein Wurftraining, danach wird noch kurz gedehnt und dann zu Hause gekocht. Meistens ein Nudelgericht. Danach ein Mittagsschlaf mit anschließendem Kaffee und kleinen Snack. Ich gehe immer ca.2 h vor dem Spielbeginn in die Halle und mach meine Routine. Ich mag die „Ruhe vor dem Sturm“. Oftmals rede ich mit Leuten aus der Halle und versuche mich locker zu machen. Dehnen und eigenes Werfen bevor die anderen kommen.“

Sebastian: „Danke. Das ist sehr interessant. Darf ich genauer fragen, welche Routine du dann in der Halle beginnst?“

Svenja: „Ich beginne immer mit einem Wurf von der rechten Seite. Direkt unterm Korb. Das ist ein Wurf der mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit reingeht und für mich und mein Gefühl ist es wichtig, dass der erste Wurf drin ist. Danach werfe ich weiter. Meistens 5 Positionen, dann mit Dribbling, dann Freiwürfe. Danach dehne ich. Laufe bisschen mit dem Ball und zum Schluss werfe ich Dreier.“

Sebastian: „Was machst du die letzten Minuten, um dich auf den Wettkampf vorzubereiten? Was genau machst du bewusst oder unbewusst, um dich so richtig auf den Wettkampf einzustellen?“

Svenja: „Eigentlich nicht! So richtig aufs Spiel lasse ich mich mit dem letzten Gespräch von Trainer ein. Ca 1,5 Minuten vorm Spiel. Da setzt dann das Adrenalin bei mir ein. Hier versuche ich nochmal wichtige Dinge für mich zu bestimmen und habe manchmal eigene Ziele in meinem Kopf, die ich mir fürs Spiel vornehme. Zudem höre mir den „Gameplan“ nochmals an.“

Thema Motivation:

Sebastian: „Was machst du, wenn du im Training mal keine Motivation mehr hast?“

Svenja: „Ich bin sehr competitive;) und das in vielen Dingen. Ob es das Brettspiel oder das Tischtennis-Duell mit Freunden ist. Darum fehlt mir die „generelle Motivation“ sobald ich was anfange meistens nicht. Trotzdem ist es etwas Anderes, Leistungssport auf höchsten Niveau Tag ein Tag aus durchzuziehen. Ich bin froh, ein Mannschaftssportler zu sein und profitiere oft an schlechten Tagen von meinem Team. Die mich aufmuntern oder mitreißen. Und im Endeffekt will ich immer gewinnen und daher ist oftmals die Motivation automatisch wieder da.“

Sebastian: „Wie gehst du da mit dir um, wenn du im Training mal keine Motivation mehr hast?“

Svenja: „Wie zuvor schon beschrieben, ist das Thema Team für mich oftmals entscheidend. Aber manchmal gelingt das trotzdem nicht sich hundertprozentig zu motivieren, dann versuche ich meinen Stiefel runterzuspielen. An solchen Tagen ist es sichtlich schwer für mich, mich fürs Training zu begeistern. Ich bin an solchen Tagen weniger kommunikativ und habe weniger Energie und Elan Übungen bestmöglich auszuüben. Manchmal komme ich dann selber wieder aus dem Loch heraus, manchmal aber auch nicht.“ 

Thema Persönlich:

Sebastian: „Was würdest du deinem 14-jährigen Ich für einen Tipp geben, den du damals hättest gebrauchen können?“

Svenja: „Ich war manchmal extrem faul und habe im Bereich Kraft, Ausdauer und Athletik zu wenig investiert. Ich wollte nur den Fun Part machen, also nur Basketball spielen. Daher würde ich mir wahrscheinlich sagen, wie wichtig alle Bereiche sind um erfolgreicher und verletzungsfreier seine Karriere zu durchleben.“

Sebastian: „Wann war der Punkt als du dich für den Leistungssport bzw. für eine professionell Karriere entschieden hast?“

Svenja: „Als ich mit 19 nach Freiburg gegangen bin. Mein damaliger Trainer, Harald Janson, hat viele neue Ansätze gehabt und ich wurde extrem gefördert. 2 x die Woche Training vor der Schule etc. Da habe ich endlich angefangen professionell zu trainieren und Dinge ernster zu nehmen. Mein Talent alleine hat nicht mehr ausgereicht.“

Sebastian: „Was machst du morgens, um gut in einen Tag zu starten?“

Svenja: „Gut frühstücken und einen Kaffee trinken!“


Sebastian: „Welcher Spruch, Buch oder Mensch hat dich am meisten beeinflusst auf deinem Weg?“

Svenja: „Anne Breitreiner. Sie ist mein absolutes Vorbild. Ich habe alle meine Entscheidungen stets mit ihr besprochen und lege sehr viel Wert auf ihre Meinung. Persönlich und sportlich.“

Sebastian: „Was machst du in deiner Freizeit, wenn du kein Training/Wettkampf hast? Warum machst du das?“

Svenja: „Ich bin immer viel unterwegs, treffe Freunde, Reise, erkunde neue Orte, Städte etc. in meiner Freizeit. Das brauche ich um wieder neu Kraft zu tanken und einen Ausgleich zum Basketball zu haben.“

Sebastian: „War das schon immer so?“

Svenja: „Das war schon immer so.“

Thema Misserfolg:

Sebastian: „Wodurch verlierst du den Fokus im Wettkampf oder Training? Fehlversuch, Schiedsrichterentscheidung…?“

Svenja: „Ja, ein persönlich schlechtes Spiel bringt mich manchmal aus der Ruhe. Auch Schiedsrichterentscheidungen können mich manchmal schnell „auf die Palme bringen“. Manchmal auch richtig aus dem Spiel nehmen. Gegner hingegen gar nicht. Das motiviert mich eher, wenn ich Spielerinnen direkt vor mir habe und sie mich rausbringen wollen.“

Sebastian: „Wie findest du nach einem Fehler oder Misserfolg wieder den Fokus?“

Svenja: „Meistens versuche ich dann eine für mich persönlich positive Aktion zu erreichen. Unabhängig ob Angriff oder Verteidigung. Wenn ich komplett raus bin, frage ich auch manchmal nach einer Auswechslung um mich neu zu konzentrieren und fokussieren.“

Sebastian: „und wie machst du das dann auf der Bank?“

Svenja: „Ich mache kurz die Augen, Schnaufe tief durch oder lehne mich einfach kurz zurück. Manchmal schaue ich auch zu Freunden oder Family und bekomme manchmal aufbauende Zeichen. Dann besinne ich mich oft wieder aufs Spiel und will eigentlich am liebsten wieder aufs Feld und es besser machen. Und besonders die gemachten Fehler vermeiden.“

Sebastian: „Was bedeutet für dich ein Fehler oder Rückschlag im Training oder Wettkampf? Gibt es Unterschiede zwischen Training und Wettkampf?

Svenja: „Ja! Natürlich will ich so wenig Fehler wie möglich machen und es gibt einfach Tage an den gelingt gar nichts aber das ist nur menschlich. Im Training nerven mich Fehler definitiv weniger als beim Wettkampf.“

Sebastian: „Hat sich diese Bedeutung verändert?“

Svenja: „Auch dieses Empfinden hat sich definitiv über die Jahre verändert und ist weniger geworden. Dennoch kommt meine kompetitive Seite immer wieder extrem raus. Aber ich bin gelassener geworden.“

Thema nach dem Wettkampf:

Sebastian: „Was machst du direkt nach dem Wettkampf? Wie bereitest du einen Wettkampf nach?“

Svenja: „Meistens rede ich mit Familie, Freunden und Fans. Es gibt keine konkrete Nachbereitung des Wettkampfs.“

Sebastian: „Wie lange denkst du noch an einen Wettkampf nachdem er abgeschlossen ist?“

Svenja: „Kommt auf die Wichtigkeit des Spiels drauf an! Aber in den Jahren ist es definitiv weniger geworden. Ich kann besser mit verloren Spielen oder schlechten Leistungen umgehen und sie schneller abhaken.“

Sebastian: „Wie gehst du mit einer Niederlage/schlechten Wettkampf um? Gibt es etwas systematisches?“

Svenja: „Oftmals gehe ich das Spiel nochmal im Kopf durch, manchmal schaue ich mir das Spiel noch am gleichen Tag/Nacht an. Meistens kann ich danach vieles besser akzeptieren, verstehen und abhaken. Oder verbessern!“

Sebastian: „Wie gehst du mit einem Sieg/guten Wettkampf um? Gibt es hier etwas systematisches?“

Svenja: „Siege sind natürlich einfacher für einen Sportler. Auch wenn man Fehler gemacht hat überwiegt bei mir der Sieg und ich beschäftige mich weniger damit. Außer bei wirklich schlechten persönlichen Leistungen schaue ich mir das Spiel auch nochmal an.“

Thema Trainer:

Sebastian: „Was macht für dich einen guten Jugendtrainer aus?“

Svenja: „Ein guter Jugendtrainer muss einiges mit sich bringen. Natürlich das sportliche Know How, die Gabe das Know How auch gut zu vermitteln, Geduld und Verständnis, Einfühlsamkeit in unterschiedlichen Situationen. Es ist eine große Herausforderung.“

Sebastian: „Wie stellt ein Trainer zu dir eine zielführende Beziehung her?“

Svenja: „Mich erreicht man am meisten über die persönliche Schiene. Ich muss mit meinem Trainer/in reden können. Ich muss das Gefühl haben, dass ich meinem Trainer/in voll vertrauen kann und dass diese Person auch mir vertraut.“

Sebastian: „Was stört dich an einem Trainer? Wodurch nimmt dir der Trainer die Motivation?“

Svenja: „Keine Kommunikation. Dem Gefühl der Gleichgültigkeit, indem die Person dich nicht wirklich beachtet bzw. fördert.“

Vielen Dank an Gabi Hörndl für die Fotos

Schreibe einen Kommentar