Das Interview mit Adam Radomirovic – Basketball-Head Coach Bascharage Hedgehogs (Luxemburg)

Bekomme einen Einblick in die persönlichen Werkzeuge von Adam

Name: Adam Radomirovic – Basketball-Head Coach Bascharage Hedgehogs (Luxemburg)

Alter: 35

Sportart: Basketball

Thema Wettkampfvorbereitung:

Sebastian: „Wie bereitest du dich am Tag vor dem Wettkampf vor? Was machst du für dich und warum?“

Adam: „Da es nicht reicht nur als Trainer vorbereitet zu sein, sondern das ganze Team wissen muss, was uns erwartet, finalisiere ich da die Videoanalyse und die Infoblätter für die Spieler. Wir schauen 15 Minuten Film über die Stärken und Schwächen unserer Gegner, eventuell auch einzelne unbekannte Spieler. Ich versuche im Training bestimmte Strategien aus, die wir am Spieltag benötigen könnten, bespreche mich mit dem Co-Trainer über die Taktik, Matchups und die Startaufstellung, damit wir bereit sind, im Spiel auch Änderungen schnell vorzunehmen.“

Sebastian: „Wie bereitest du dich am Tag des Wettkampfs auf den Start vor? Was machst du für dich und warum?“

Adam: „Da meist samstags gespielt wird, versuche ich viel Zeit mit meiner Familie zu verbringen, da unter der Woche dies kaum möglich ist. Ein zusätzlicher Effekt ist dadurch auch eine Ablenkung vom Spiel. Die Fahrt zur Halle dauert meist eine Stunde, ein Hörbuch oder Podcast (über Basketball) entspannt mich.“

Sebastian: „Was machst du die letzten Minuten, um dich auf den Wettkampf vorzubereiten? Was genau machst du bewusst oder unbewusst, um dich so richtig auf den Wettkampf einzustellen? Nutzt du bestimmte mentale Werkzeuge, Verhaltensweisen oder Vorgehen dazu?“

Adam: „Nach der Teambesprechung und nachdem die Mannschaft die Kabine verlassen hat, bleibe ich noch ca. 10 Minuten drin, um ein wenig zu meditieren. Das hilft mir die Konzentration über das ganze Spiel auf hohem Niveau zu halten und meine Emotionen zu kontrollieren.“

Thema Motivation:

Sebastian: „Was sind deine Ziele als Trainer? Was motiviert dich, damit du die Mühen aufnimmst?“

Adam: „Ich möchte jedes Training „gewinnen“. Das bedeutet, jede Übung, jedes Set mit dem jeweiligen Ziel so auszuführen, damit das Team auf seine Aufgabe, nämlich das Spiel gewinnen, vorbereitet ist. Die Tatsache, jede Woche eine neue Chance zu bekommen zu spielen und zu gewinnen, motiviert mich enorm. Neben dem Mannschaftserfolg ist aber auch die individuelle Entwicklung, vor allem junger Spieler, eine große Motivation für mich.“

Sebastian: „Wen würdest du gerne mal trainieren?                       

Adam: „Mein Ziel ist es, in der Zukunft eine Euroleague Mannschaft zu coachen. Ein absoluter Traum wäre es, im Trainerteam eines NBA Teams mitmachen zu dürfen.“

Sebastian: „Was machst du, wenn du vor einem Training mal keine Motivation hast?“

Adam: „Ich versuche während der Saison jeden Tag in meiner Meditation zu visualisieren, wie ich mein Ziel erreiche und was für ein Gefühl dies wäre. Diese Zielführung ständig vor Augen zu haben, hilft insbesondere dann, wenn man an Tagen in die Halle kommt, wo die Motivation fehlt.“

Sebastian: „Wie gehst du da mit dir um?“

Adam: „Am Anfang bin ich mürrisch, weil ich es nicht mag, in meinem Beruf unmotiviert zu sein, aber nach der Meditation ist alles wieder gut.“

Thema Persönlich:

Sebastian: „Was würdest du deinem 14-jährigen Ich für einen Tipp geben, den du damals hättest gebrauchen können?“

Adam: „Versuche deine Jugend mehr zu genießen und lerne zu programmieren. Das wird wichtiger sein als alle anderen Fächer.“

Sebastian: „Wann war der Punkt als du dich für den Leistungssport bzw. für eine professionelle Karriere entschieden hast? Was war der Auslöser bzw. Grund?“

Adam: „Relativ früh, als ich die ersten Euroleague Spiele in Leverkusen live geschaut habe. Das war mit 10 oder 11 Jahren. Die Stimmung in der Halle, die Aufregung und die Spieler waren sehr beeindruckend.“

Sebastian: „Was machst du morgens, um gut in einen Tag zu starten?“

Adam: „Ein gutes ausgiebiges Frühstück ist enorm wichtig für mich, um mit Elan zu starten. Danach mache ich den Feinschliff für das Training an dem Tag.“

Sebastian: „Warum hast du dich entschieden hier meine Fragen zu beantworten?“

Adam: „Mich interessieren die Antworten zu diesen Fragen, welche Top-Athleten und Trainer geben werden, und ich möchte gerne meinen Beitrag zu deiner tollen Idee leisten.“

Sebastian: „Welcher Spruch, Buch oder Mensch hat dich am meisten beeinflusst auf deinem Weg?“                                                                                                                                                                

Adam: Es gibt mehrere Bücher, die einen großen Eindruck auf mich gemacht haben. Darunter sind „The Master Key System“ von Charles Haanel, „Emotional Intelligence“ von Daniel Goleman oder „Ich mag wenn’s kracht – Jürgen Klopp, die Biografie“.“

Sebastian: „Wie suchst du dir deinen Ausgleich zum Sport? War das immer so oder hat sich das im Laufe der Zeit verändert?“

Adam: „Früher habe ich neben dem Lesen auch viele Filme und Serien geschaut. Seitdem wir zwei Kinder haben, ist die Freizeit auf die Familie fokussiert und ist ein perfekter Ausgleich zur Arbeit.“

Thema Fokus:

Sebastian: „Wodurch verlierst du den Fokus im Wettkampf oder Training? Fehlversuch eines Athleten, Schiedsrichterentscheidung…?“

Adam: „Ich werde gereizt, wenn Spieler direkt nach einer Auszeit den nächsten Angriff nicht wie gewünscht ausführen können, aber auch eine drastische Fehlentscheidung eines Schiedsrichters, der dann auch noch nicht mit sich reden lässt, bringt mich zum Kochen.“

Sebastian: „Wie findest du dann wieder den Fokus? Gibt es ein Werkzeug, ein Verhalten oder Vorgehen, das du da nutzt?“

Adam: „Ich versuche dann tief einzuatmen, bis 10 zu zählen und dabei langsam lange auszuatmen, um mich zu beruhigen. Das funktioniert auch meist sehr gut.“

Thema nach dem Wettkampf:

Sebastian: „Was machst du direkt nach dem Wettkampf? Wie bereitest du einen Wettkampf nach?“

Adam: „Direkt nach dem Wettkampf versuche ich für die Nachbesprechung die richtigen Worte zu finden. Danach versuche ich so wenig wie möglich mit allen über das Spiel zu reden. Nachbereitung findet erst am Tag danach oder Montag statt, da ich direkt nach dem Spiel viel zu aufgeladen bin, um alles klar zu sehen. Oft muss man auch erst ein Video sehen, um Fehler zu erkennen, die im Eifer des Gefechts an einem vorbeifliegen.”

Sebastian: „Wie lange denkst du noch an einen Wettkampf, nachdem er vorbei ist?“

Adam: „Wenn es eine gute Partie war, vielleicht 2 Stunden. Wenn es schlecht war, habe ich manchmal noch länger mit dem Spiel zu kämpfen.“

Sebastian: „Wie gehst du mit einer Niederlage/ schlechten Wettkampf um? Gibt es etwas Systematisches?“

Adam: „Ich versuche das Spiel erst aus meiner Perspektive zu verarbeiten, was ich hätte besser machen können als Trainer. Ich warte aber 1-2 Tage ab, bevor ich mir das Video anschaue, damit ich sozusagen unvoreingenommen und emotionslos analysieren kann.“

Sebastian: „Wie gehst du mit einem Sieg/ guten Wettkampf um? Gibt es hier etwas Systematisches?

Adam: „Sehr ähnlich wie bei einem Sieg, nur mit einem besseren Gefühl im Magen und einem erfreulicheren Start in die neue Woche.“

Thema Leadership:

Sebastian: „Wie gehst du mit Fehlern von Athleten um? Hat sich dieser Umgang bei dir über die Jahre verändert?“

Adam: “Der Umgang hat sich massiv geändert. Wo ich früher explodiert bin, wegen der kleinsten unnötigen Fehler, bewahre ich jetzt mehr die Ruhe und motiviere die Spieler, auch wenn sie Fehler machen. Ich versuche sie im Training zur Seite zu nehmen oder bei einer Auswechslung im Spiel oder einer kurzen Pause (während Freiwürfe geworfen werden) anzusprechen und positiv anzuspornen und ihnen Tipps zu geben, was sie anders oder besser machen könnten.“

Sebastian: „Darf ich fragen, wieso sich das geändert hat?“

Adam: „Ich glaube, dass ich etwas reifer geworden bin, denn es erschien mir früher so, als ob ich die großen Trainer, die ständig wütend und aggressiv sind, nachmachen müsste. Ich habe gemerkt, dass dies mit der heutigen Generation von Spielern eher kontraproduktiv ist, und habe eingesehen, dass konstruktive und ruhige (on the spot) Kritik eine bessere Wirkung zeigt.“

Sebastian: „Was ist das Erste, was du machst, wenn du eine Mannschaft/ einen Sportler übernimmst?“

Adam: „Wenn ich eine Mannschaft übernehme, gibt es immer zunächst ein Team Meeting, in dem ich meine Erwartungen an das Team offenkundig anspreche, ihnen aber auch ganz klar erkläre, was sie von mir erwarten können. Ich will von Anfang an eine Stimmung kreieren, die positiv, aber auch professionell ist. Dabei dürfen wir uns alle aber auch nicht zu ernst nehmen., Es ist immer noch Sport und kein systemrelevanter Beruf.“

Sebastian: „Worauf legst du besonderen Wert bei der Beziehung zu einer Mannschaft/ einem Sportler?“

Adam: „Auf gute Kommunikation und zwischenmenschliche Beziehungen. Wenn die Möglichkeit besteht die Mannschaft so zusammenzustellen, dass man direkt Einfluss auf eine gute Teamchemie hat, indem man die richtigen Charaktere einstellt, dann optimal. Wenn nicht, dann muss man versuchen eine Teamchemie aufzubauen und positiv zu halten, was eigentlich der schwerste Teil des Jobs ist.“

Sebastian: „Was tust du, damit dein Athlet 100 % gibt?“

Adam: „Ich zeige ihm, dass ich immer 100 % als Trainer gebe. In der Vorbereitung der Trainings und Spiele, in der Nachbereitung, in den individuellen Gesprächen, mit klarem Plan Woche für Woche, mit der Erwartung von höchster Intensität in jedem Training, aber auch mit sinnvoller Belastungsdosierung.“

Sebastian: „Wie bereitest du ein Feedback an einen Sportler im Training oder Wettkampf vor? Ist das spontan oder durchdacht? Wie gehst du vor?“

Adam: „Ich nehme mir sehr viel Zeit, jegliches individuelle oder Teamfeedback vorzubereiten. Oft sitze ich vorher auch mit meinem Co-Trainer zusammen und wir gehen alles detailliert durch. Während eines Spiels kann das Feedback nur spontan und der Situation entsprechend entstehen, da es ein schnelles Spiel ist und man das Gesehene schnell verarbeiten muss.“

Sebastian: „Wie wichtig ist dir Feedback durch deine Sportler? Wie holst du es gegebenenfalls ein?“

Adam: „In persönlichen Gesprächen. Dieses Thema kommt aber eher quartalsmäßig vor. Bei 12 – 15 Spielern im Team finde ich nicht, dass sich häufigeres Feedback auszahlt, weil die Spieler sich auf sich selbst und das Funktionieren mit ihren Mitspielern fokussieren sollten.“

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