Das Interview mit Marcel Ewald – Bundestrainer Nachwuchs Freistil des Deutschen Ringer-Bundes

Bekomme einen Einblick in die persönlichen Werkzeuge von Marcel

Name: Marcel Ewald – Bundestrainer Nachwuchs Freistil des Deutschen Ringer-Bundes

Alter: 39

Sportart: Ringen

Wichtiger Hinweis: Die Teilnahme des Gasts an der Sport-Runde lässt keine Rückschlüsse darüber zu, ob eine sportpsychologische Zusammenarbeit mit Sebastian Altfeld besteht. Es ist lediglich ein Zeichen dafür, dass der*die Sportler*in/Trainer*in die dankenswerte Bereitschaft zeigt, die eigenen Ansichten und Ansätze zu teilen. 

Thema Wettkampfvorbereitung:

Sebastian: „Wie bereitest du dich am Tag vor dem Wettkampf vor? Was machst du für dich und warum?“

Marcel: „Vor dem Wettkampf bedeutet für mich vor dem Abflug zur Meisterschaft oder dem Turnier. Da versuche ich schon ein Tag vor Abflug alle Informationen an die Athleten weiterzuleiten, damit alle wichtigen Fragen schon beantwortet sind.

Meinen letzten Tag zu Hause verbringe ich mit meiner Partnerin gemeinsam. Wir gehen Essen in die Sauna oder ins Kino. Das sorgt für mich für Ablenkung und ich kann erholt zur Meisterschaft.“

Sebastian: „Wie bereitest du dich am Tag des Wettkampfs auf den Start vor? Was machst du für dich und warum?“

Marcel: „Ich bin immer als Erstes wach und auch schon vor den Athleten beim Frühstück oder der Waage. Ich lasse mir Zeit, um meine Tasche vorzubereiten. Für mich ist da nur wichtig, mich mit meinem Trainer-Team und Physio abzusprechen, das bringt für mich Klarheit, was die Betreuung angeht. Auch werden mögliche Probleme, die auftreten können, diskutiert, um Lösungen zu finden.

Das ist für mich persönlich sehr wichtig, damit ich gelassen am Wettkampf bin.“

Sebastian: „Also sprecht ihr auch schon Szenarien durch?“

Marcel: „Wir sprechen alle möglichen Szenarien durch, wie z. B., wenn zwei Athleten zur gleichen Zeit auf verschiedenen Matten drankommen. Oder auch nacheinander. Da muss geklärt sein, wer den Athleten zum Einmarsch bringt und was dieser dem Athleten sagt (Einstellung, Taktik etc.). Damit möchte ich zusätzlichen Stress für die Athleten vermeiden und jeden bestmöglich betreuen.“

Sebastian: „Was machst du die letzten Minuten, um dich auf den Wettkampf vorzubereiten? Was genau machst du bewusst oder unbewusst, um dich so richtig auf den Wettkampf einzustellen? Nutzt du bestimmte mentale Werkzeuge, Verhaltensweisen oder Vorgehen dazu?“

Marcel: „Ich bin kontinuierlich beim Athleten und versuche durch Wiederholen von taktischen Vorgaben dem Athleten ein Gefühl von Sicherheit zu geben. Hier geht es darum, die Sportler positiv geladen in den Kampf zuschicken. Ich benutze Minzöl für mich und die Athleten, um nochmals tief einzuatmen und sich zu fokussieren, bevor der Kampf beginnt. Direkt vor dem Kampf gibt es (von den Athleten gefordert) zwei Backpfeifen, damit sie auch hellwach sind.“

Sebastian: „Das mit dem Minzöl finde ich sehr spannend. Wie bist du darauf gekommen?“

Marcel: „Das habe ich als Athlet für mich entdeckt, eine Art Ritual, was mich in den Wettkampfmodus bringt. Es ist, wenn ich genauer darüber nachdenke, der Moment vor dem Kampf, in dem die Athleten noch mal stillstehen müssen, um tief einzuatmen. Dieser kurze Stillstand hilft, nach meiner Meinung, bei der Nervosität (wenn auch nur für sehr kurze Zeit), aber jedes Prozent kann über Sieg oder Niederlage entscheiden.“

Sebastian: „Kommt es auch mal vor, dass du nervös bist? Wie gehst du dann damit um?“

Marcel: „Das kommt sehr häufig vor, ich greife dann auch zum Minzöl. Wenn das nicht hilft, versuche ich in einer freien Minute an die frische Luft zu gehen. Ich muss aber sagen, dass meine Kollegen mich schon sehr gut kennen und mir schnell einen Kaffee oder eine Cola bringen, wenn sie merken, dass es losgeht bei mir. Und wenn gar nichts mehr hilft:  Toilette und frisches Wasser ins Gesicht!“

Thema Motivation:

Sebastian: „Was sind deine Ziele als Trainer? Was motiviert dich, damit du die Mühen aufnimmst?“

Marcel: „Mein Ziel ist es, aus jungen Sportlern mündige Athleten zu machen. Erfolge im Nachwuchsbereich sind mir persönlich zweitrangig. Übergeordnet ist die erfolgreiche Übergabe von leistungsfähigen, kultivierten, gebildeten, mündigen und motivierten Athleten in die Männernationalmannschaft.

Motivation hole ich mir durch ehemalige Athleten und deren Rückmeldungen, aber natürlich auch durch erbrachte Leistungen bei Wettkämpfen.“

Sebastian: „Wen würdest du gerne mal trainieren?“

Marcel: „Einen zukünftigen Olympiasieger!!“

Sebastian: „Was machst du, wenn du vor einem Training mal keine Motivation hast?“

Marcel: „Das kommt schon öfter mal vor.  Man ist halt eben auch nur ein Mensch. Ich versuche dann beim Training teilzunehmen oder zum Beispiel ändere ich den Trainingsinhalt etwas ab. Ein Spiel zur Erwärmung kann nicht nur die Motivation der Sportler beeinflussen.

Letztendlich ist es wie bei jedem Training. Man hat vielleicht nicht immer Lust, aber danach fühlt man sich besser.“

Sebastian: „Wie gehst du da mit dir um?“

Marcel: „Ich nehme es locker, jeder hat mal so eine Phase. Oft kommt die Motivation beim Training wieder zurück. Und wenn es gar nicht mehr geht, muss man sofern möglich auch mal delegieren und die Co-Trainer einbinden.“

Thema Persönlich:

Sebastian: „Was sind deine Ziele als Trainer? Was motiviert dich, damit du die Mühen aufnimmst?“

Marcel: „Mein Ziel ist es, aus jungen Sportlern mündige Athleten zu machen. Erfolge im Nachwuchsbereich sind mir persönlich zweitrangig. Übergeordnet ist die erfolgreiche Übergabe von leistungsfähigen, kultivierten, gebildeten, mündigen und motivierten Athleten in die Männernationalmannschaft.

Motivation hole ich mir durch ehemalige Athleten und deren Rückmeldungen, aber natürlich auch durch erbrachte Leistungen bei Wettkämpfen.“

Sebastian: „Wen würdest du gerne mal trainieren?“

Marcel: „Einen zukünftigen Olympiasieger!!“

Sebastian: „Was machst du, wenn du vor einem Training mal keine Motivation hast?“

Marcel: „Das kommt schon öfter mal vor.  Man ist halt eben auch nur ein Mensch. Ich versuche dann beim Training teilzunehmen oder zum Beispiel ändere ich den Trainingsinhalt etwas ab. Ein Spiel zur Erwärmung kann nicht nur die Motivation der Sportler beeinflussen.

Letztendlich ist es wie bei jedem Training. Man hat vielleicht nicht immer Lust, aber danach fühlt man sich besser.“

Sebastian: „Wie gehst du da mit dir um?“

Marcel: „Ich nehme es locker, jeder hat mal so eine Phase. Oft kommt die Motivation beim Training wieder zurück. Und wenn es gar nicht mehr geht, muss man sofern möglich auch mal delegieren und die Co-Trainer einbinden.“

Thema Persönlich:

Sebastian: „Was würdest du deinem 14-jährigen Ich für einen Tipp geben, den du damals hättest gebrauchen können?“

Marcel: „Dass ohne Regeneration keine Leistungssteigerung möglich ist!“

Sebastian: „Das ist ein spannender Ratschlag. Wieso ist dir dieser wichtig?“

Marcel: „Ich habe sehr viel trainiert, oft mehr als sinnvoll war. Zum Beispiel nach einem nicht erfolgreichen Wettkampf bin ich am nächsten Tag laufen (intensiv) gegangen, obwohl Erholung die bessere Wahl gewesen wäre.“

Sebastian: „Wann war der Punkt als du dich für den Leistungssport bzw. für eine professionelle Karriere entschieden hast? Was war der Auslöser bzw. Grund?“

Marcel: „Ich wollte nie Trainer werden, aber nach meiner sportlichen Karriere habe ich bei meiner restlichen Zeit in der Sportfördergruppe der Bundeswehr immer mit Horst Lehr trainiert. Er war ein junger Nachwuchsathlet, der sich dann sehr schnell sportlich entwickelt hat. So wurde der Nachwuchs-BT auf mich aufmerksam und hat mich zu seinem Wunschkandidaten für seine Stelle ernannt. Als ein Trainerwechsel stattfand, war ich dann auf einmal Bundestrainer.“

Sebastian: „Eine verantwortungsvolle Position, dafür dass du kein Traineramt wolltest. Was machst du morgens, um gut in einen Tag zu starten?“

Marcel: „Espresso trinken und wenn möglich mit Sport in den Tag starten!“

Sebastian: „Welcher Spruch, Buch oder Mensch hat dich am meisten beeinflusst auf deinem Weg?“

Marcel: „Rainer Kamm und Waldemar Galwas (meine ehemaligen Trainer in der Sportfördergruppe der Bundeswehr) und Werner Krass (Physiotherapeut).“

Sebastian: „Wie suchst du dir deinen Ausgleich zum Sport? War das immer so oder hat sich das im Laufe der Zeit verändert?“

Marcel: „Ist zwar verrückt, aber den Ausgleich zu meinem Job im Sport hole ich mir ebenfalls durch Sport. Ich gehe gerne Laufen und mache Brazilian Jiu-Jitsu. Verändert hat sich eigentlich nur, dass ich mich schwieriger zum Sport motivieren kann als früher.“

Thema Fokus:

Sebastian: „Wodurch verlierst du den Fokus im Wettkampf oder Training? Fehlversuch eines Athlet*innen, Schiedsrichterentscheidung…?“

Marcel: „Im Training, wenn ich merke, dass die Qualität nicht so ist, wie ich mir das vorstelle und Trainingsziele nicht erreicht werden.

Im Wettkampf sind es vor allem knappe Niederlagen in den letzten Sekunden und wenn die Athleten nicht an ihre Leistungsgrenzen gehen, wenn es nötig ist. Kurzum, wenn sie ihr Potenzial nicht ausschöpfen.“

Sebastian: „Wie findest du dann wieder den Fokus? Gibt es ein Werkzeug, ein Verhalten oder Vorgehen, dass du da nutzt?“

Marcel: „Ich versuche immer ziemlich schnell mit den Athleten zu sprechen. Ich kann von außen nur zusehen, deshalb muss ich wissen, was der Athlet zu seinem Kampf sagt.

Danach sage ich ihm meine Meinung (in welcher Form hängt vom Athleten ab). Danach bin ich sofort wieder im Fokus für den nächsten Sportler.

Es hilft mir, meinen Unmut relativ schnell loszuwerden.“

Thema nach dem Wettkampf:

Sebastian: „Was machst du direkt nach dem Wettkampf? Wie bereitest du einen Wettkampf nach?“

Marcel: „Nach Rücksprachen mit meinen Assistenztrainern bereite ich immer eine Nachbesprechung vor der Abreise vor. Hier werden Defizite sowie mögliche Gründe der erbrachten Leistungen besprochen.

Ich bin sehr selbstkritisch und erwarte von den Athleten offene und ehrliche Antworten bzw. eine eigene Selbstreflexion zu ihrer Leistung und der Vorbereitung auf den Wettkampf.“

Sebastian: „Wie lange denkst du noch an einen Wettkampf, nachdem er vorbei ist?“

Marcel: „Zu lang.“

Sebastian: „Was meinst du damit?“

Marcel: „Mit vergebenen Chancen bzw. liegen gebliebenen Medaillen kann ich gar nicht gut umgehen. Darüber denke ich noch eine ganze Weile nach. In erster Linie versuche ich dann die Gründe herauszufinden.

Klappt eigentlich nie.“

Sebastian: „Wie gehst du mit einer Niederlage/ schlechten Wettkampf um? Gibt es etwas Systematisches?“

Marcel: „Systematisch ist, dass ich in erster Linie meine Vorbereitung bzw. meine Periodisierung infrage stelle. Habe ich Fehler gemacht? Hätte ich etwas anders machen sollen?

Hier helfen Gespräche mit meinen Kollegen und auch mit den Athleten.“

Sebastian: „Wie gehst du mit einem Sieg/ guten Wettkampf um? Gibt es hier etwas Systematisches?“

Marcel: „Hier ist mein erster Gedanke immer, dass es noch besser hätte sein können. Ich bin glücklich über gute Leistungen, aber beschäftige mich viel mehr damit, weshalb wir nicht noch erfolgreicher waren.“

Thema Leadership:

Sebastian: „Wie gehst du mit Fehlern von Athlet*innen um? Hat sich dieser Umgang bei dir über die Jahre verändert?“

Marcel: „In meinen Altersklassen U17/ U20 werden viele Fehler gemacht. Das gehört zum Lernprozess. Geändert hat sich, dass ich gelassener geworden bin und schnellstmöglich das persönliche Gespräch suche. Man muss den Athleten seinen Fehler vor Augen führen. Nur, wenn er es versteht, kann man eine Wiederholung vermeiden.“

Sebastian: „Wie kam es dazu, dass du gelassener geworden bist?“

Marcel: „Erfahrung! Mit der Zeit habe ich so ziemlich alles erlebt, und viele Probleme sind wiederkehrende. wenn eine neue Generation U17 in die Nationalmannschaft kommt. Wenn man vergangene Probleme lösen konnte, dann kann man auch zukünftige bewältigen.“

Sebastian: „Was ist das Erste, was du machst, wenn du eine Mannschaft/ einen Sportler übernimmst?“

Marcel: „Ich suche das persönliche Gespräch. Hierbei gehe ich direkt auf den Athleten zu.“

Sebastian: „Worauf legst du besonderen Wert bei der Beziehung zu einer Mannschaft/ einem Sportler?“

Marcel: „Ehrlichkeit und offene Worte. Natürlich mit dem erforderlichen gegenseitigen Respekt.

Spaß darf nicht zu kurz kommen. Damit ist es leichter, das Eis zu brechen.

Mein Ziel ist, ein Vertrauensverhältnis aufzubauen.“

Sebastian: „Was tust du, damit dein*e Athlet*in 100 % gibt?“

Marcel: „Das Selbstvertrauen stärken. Und selbst zu 100 % hinter ihm zu stehen. Auf der Matte ist er zwar allein, aber der Athlet spürt durch mein Verhalten in der Ecke und in der Pause, dass ich an ihn glaube.“

Sebastian: „Wie bereitest du ein Feedback an einen Sportler im Training oder Wettkampf vor? Ist das spontan oder durchdacht? Wie gehst du vor?“

Marcel: „Oft ist es spontan, aber wenn ein längeres Gespräch nötig ist, bereite ich mich vor, um meine Anliegen deutlich und mit Fakten unterlegt darzubringen.

Im Wettkampf ist es immer spontan.“

Sebastian: „Wie wichtig ist dir Feedback durch deine Sportler? Wie holst du es gegebenenfalls ein?“

Marcel: „Ein Feedback der Sportler ist das wichtigste überhaupt. Nur so weiß ich, was ich richtig oder falsch gemacht habe.

Oft muss ich mir das über Nachfragen holen und dann bohre ich so lange nach, bis ich eine ehrliche Antwort bekomme. Ist es ein Lob, freue ich mich, ist es Kritik, dann freue ich mich auch. Letztendlich muss die Antwort ehrlich sein.

Bei berechtigter Kritik sage ich dem Athleten, dass ich es einsehe, und ich versuche es besser zu machen. Damit ermutige ich die Sportler zu sagen, wenn etwas nicht passt. Auch wird das Vertrauensverhältnis gestärkt.“

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