Das Interview mit Patrick Loës –Bundestrainer der deutschen Damen-Ringer- -Nationalmannschaft

Bekomme einen Einblick in die persönlichen Werkzeuge von Patrick

Name: Patrick Loës –Bundestrainer der deutschen Damen-Ringer- -Nationalmannschaft  

Alter: 35 Jahre

Sportart: Ringen

Wichtiger Hinweis: Die Teilnahme des Gasts an der Sport-Runde lässt keine Rückschlüsse darüber zu, ob eine sportpsychologische Zusammenarbeit mit Sebastian Altfeld besteht. Es ist lediglich ein Zeichen dafür, dass der*die Sportler*in/Trainer*in die dankenswerte Bereitschaft zeigt, die eigenen Ansichten und Ansätze zu teilen. 

Thema Wettkampfvorbereitung:

Sebastian: „Wie bereitest du dich am Tag vor dem Wettkampf vor? Was machst du für dich und warum?“

Patrick: „Ein möglichst stressfreier Tag vor dem Wettkampf ist mir persönlich wichtig. Den Tag vor dem Wettkampf strukturiere ich immer gleich: Morgens nochmal alle für den Wettkampf relevanten organisatorischen Abläufe durchgehen, ein letztes gemeinsames Team-Training und danach die Wettkampfauslosung. Alle anderen beruflichen Verpflichtungen, (wie E-Mails, Telefonate, etc.) schiebe ich bewusst zur Seite. Ich telefoniere nochmal mit meiner Familie, ansonsten bin ich nur noch für mein Team erreichbar.

Am letzten Tag müssen viele Athletinnen noch „Gewicht machen“, also liegt darauf erstmal der Fokus. Nach der Auslosung – am Abend- mache ich mit meinem Trainer-Team noch die Gegneranalyse für den Folgetag legen das Coaching an der Ecke fest und besprechen eben noch alles, was so ansteht. Viel Zeit bleibt nicht. Der Tag ist ziemlich vollgepackt. Sind diese Dinge einmal erledigt, kann ich entspannen. Ich lasse den Abend dann ausklingen, gehe spazieren, unterhalte mich mit Trainerkollegen und gehe relativ früh ins Bett. Also nochmal die „Ruhe vor dem Sturm“ genießen.“

Sebastian: „Wie bereitest du dich am Tag des Wettkampfs auf den Start vor? Was machst du für dich und warum?“

Patrick: „Am Tag des Wettkampfes findet als aller erstes das offizielle Wiegen statt. Es gilt also zuerst sicherzustellen, dass alle Athletinnen ihr Gewicht erreichen. Danach frühstücken wir und fahren anschließend in die Wettkampfhalle. Die Fahrt zur Wettkampffalle ist immer unterschiedlich lange, für mich aber ein sehr guter Zeitpunkt, in dem ich mich  herausnehme. In Gedanken gehe ich dann noch mal alle unsere Gegnerinnen und die festgelegten taktischen Marschrouten durch. Einmal angekommen in der Halle ist es mir besonders wichtig, die Hektik eines Wettkampfes so gut wie es geht von meinen Sportlerinnen abzuhalten. Kurz vor dem Warm-up besprechen wir dann mit den Sportlerinnen unseren Plan für den anstehenden Kampf. Danach legen wir den Zeitpunkt für das Warm-up ab fest. Gelegentlich mache ich das Warm-up auch als Partner mit. Ich versuche für die Sportlerin da zu sein, aber generell tut mir Bewegung morgens vor dem Wettkampf auch gut. Ich fühle mich mental fitter. Auch diese Abläufe am Wettkampftag versuche ich immer gleich zu strukturieren, egal ob ein internationales Turnier oder Olympische Spiele.“

Sebastian: „Was machst du die letzten Minuten, um dich auf den Wettkampf vorzubereiten? Was genau machst du bewusst oder unbewusst, um dich so richtig auf den Wettkampf einzustellen? Nutzt du bestimmte mentale Werkzeuge, Verhaltensweisen oder Vorgehen dazu?“

Patrick: „Ich behalte die Übersicht. Sollte eine Athletinnen noch mal etwas brauchen, bin ich da. Wenn meine Sportlerinnen ruhig und fokussiert sind, dann bin ich unmittelbar vor dem Kampf auch komplett entspannt. Ansonsten bin ich sowieso eher ein relaxter, konzentrierter Typ. Aus der Ruhe bringt mich eigentlich wenig. Wenn ich merke, dass ich doch zu aufgeladen bin, dann gehe ich mal kurz raus und atme tief durch. Mehr brauche ich nicht.

Aber wenn ich so darüber nachdenke, dann stelle ich fest, dass ich relativ viel und sehr genau unsere Athletinnen, aber auch unsere Gegnerinnen beobachte. Wie ist ihre Körpersprache, wie sehen ihre Vorbereitungen aus. All diesen Informationen geben mir noch mal einige Rückschlüsse. Generell beobachte ich sehr, sehr viel. Aber sonst bleibt nicht viel Zeit für mich, denn in den letzten Minuten vor dem Wettkampf bin ich immer unmittelbar bei meinen Athletinnen. Ich wiederhole nochmal die letzten taktische Hinweise und dann versuche ich sie etwas abzuschirmen, dass sie ihren Ablauf einfach durchziehen können. Jede Athletin tickt vor dem Wettkampf etwas anders und muss anders gecoacht werden. Einige pushe ich noch mal, andere muss ich vielleicht etwas beruhigen und wieder bei anderen bin ich einfach nur neben ihnen. Im Endeffekt stehen wir da zusammen im Tunnel, bevor es raus zum Wettkampfpodest geht. Ich versuche ihnen da nur das Gefühl zu geben, dass sie sich auf mich verlassen können, ich hinter ihnen stehe und wir da gemeinsam rausgehen.“

Sebastian: „Vielen herzlichen Dank für diese wertvollen Einblicke. Das ist großartig. Dabei sagst du, dass jede Sportlerin etwas anderes braucht? Habt ihr das zuvor besprochen? Und wie merkst du dir das bei unterschiedlichen Sportlerinnen?“

Patrick: „Das haben wir vorher besprochen. Wir führen öfters ein Planungsgespräch auf Lehrgängen, bei denen ich ihnen konkrete Fragen stelle. Zum Beispiel wie das Warm-up vor dem ersten Kampf aussehen soll, wie viel Zeit soll zwischen Ende des Warm-ups bis zum Kampf liegen, was ist ihnen in den letzten Minuten wichtig, welches Coaching brauchen sie aus der „Trainerecke“ oder was ist ihnen in der 30-sekündigen Kampfpause wichtig. Über die Jahre spielt sich das ein. Bei Athletinnen, die ich das erste Mal betreue, da lasse ich den Wettkampf erst mal anlaufen. Ich beobachte, wie sie sich vorbereiten und bespreche nach den ersten 3-4 Turnieren die Abläufe. Das ist immer wieder interessant, denn einige Athletinnen haben sehr genaue Vorstellungen und wieder andere haben sich über diese Fragestellung noch nie Gedanken gemacht. Es ist sehr unterschiedlich.“

Thema Motivation:

Sebastian: „Was sind deine Ziele als Trainer? Was motiviert dich, damit du die Mühen aufnimmst?“

Patrick: „Mein Ziel ist es mit Athleten einen gemeinsamen Prozess zu bestreiten und Medaillen bei Europa-, Weltmeisterschaften und Olympischen Spielen zu erkämpfen. Den steinigen Weg bis an die Spitze als Trainer nicht nur zu begleiten, sondern auch aktiv mitzugestalten, hat das ganze schon immer für mich so interessant gemacht. Die erkämpften internationalen Medaillen sind am Ende immer der Lohn, auch für uns Trainer. Auf die bin ich auch wahnsinnig stolz, aber viel mehr fasziniert mich dieser Gesamtprozess bis hin zu dieser Medaille. Der ist so komplex. Da vergehen oft Jahre mit Höhen und Tiefen. Aber gerade auf diesem Weg erlebt man immer wieder Momente, an die man sich sein Leben lang zurück erinnern wird.“

Sebastian: „Wen würdest du gerne mal trainieren?                        

Patrick: „Puh…schwierige Frage. Ich würde gerne mit Athleten von einem anderen Kontinent zusammenarbeiten. Anderer Kampfstil, andere Mentalität und andere Rahmenbedingungen. Könnte ich dort meine Trainingsstrategie und Philosophie anpassen? Wie würde sich eine Zusammenarbeit mit den Athleten gestalten? Das sind für mich durchaus interessante Fragestellungen. Zusätzlich würde ich mich natürlich auch persönlich extrem weiterentwickeln. Einfach mal in seiner Sportart über seinen eigenen Tellerrand hinauszuschauen und das ein oder andere für sich selbst mitnehmen. Natürlich haben wir schon fast auf der ganzen Welt internationale Lehrgänge absolviert. Einige Trainingssysteme kenne ich sehr gut, andere eher oberflächlich. Aber die tägliche Arbeit in einem anderen Trainingssystem wäre da schon eine andere Erfahrung.“

Sebastian: „Was machst du, wenn du vor einem Training mal keine Motivation hast?“

Patrick: „Ja, das kommt auch mal vor. Ehrlich gesagt, ist es vor allem die Bürokratie, die wir als Bundestrainer zusätzlich haben, die mir oftmals die Lust am anstehenden Training versaut. Ich habe da manchmal das Gefühl, dass die praktische Arbeit dadurch zu kurz kommt, da ich stundenlang vor dem Laptop sitze und irgendwelche bürokratischen Tabellen ausfüllen muss. Aber das versuche ich so gut wie es geht zu vermeiden. Etwas frische Luft, Musik auf den Kopfhörern und dann geht das ganze schon wieder. Wenn ich erst mal  (?)drin bin, dann passt es schon wieder.“

Sebastian: „Wie gehst du da mit dir um?“

Patrick: „Wenn ich merke, dass ich wirklich mal durch bin oder die letzten Wochen einfach zu viel waren, dann nehme ich mich auch mal bewusst heraus. Früher habe ich das zu wenig gemacht. Ich verbringe dann mehr Zeit mit meiner Familie, gehe selbst ins Fitnessstudio oder laufen. Einfach Zeit für mich abseits des Ringersports.“

Sebastian: „Das sind tolle Einblicke für Trainer*innen. Vielen Dank.“

Thema Persönlich:

Sebastian: „Was würdest du deinem 14-jährigen Ich für einen Tipp geben, den du damals hättest gebrauchen können?“

Patrick: „Rückblickend wären das mit Sicherheit einige Tipps, die ich hätte gebrauchen können. Aber in diesem Alter vielleicht, dass ich schon viel früher viel konsequenter meinen eigenen Weg verfolgen sollte. Ich war nämlich in diesem Alter oft damit beschäftigt, es meinem gesamten Umfeld recht machen zu wollen. Das hat mich auch viel Zeit gekostet.“

Sebastian: „Das ist spannend. Das ist tatsächlich ein Tipp, der hier schon öfter aufgetaucht ist.

Wann war der Punkt als du dich für den Leistungssport bzw. für eine professionelle Karriere entschieden hast? Was war der Auslöser bzw. Grund?“

Patrick: „Ich war da 14 Jahre alt, meine Jugend-Trainer haben mir damals sehr stark zugesprochen und mir gesagt, dass, wenn ich jeden Tag zum Training kommen würde, dann würde ich es vielleicht mal in die Nationalmannschaft schaffen. Ich muss dazu sagen, dass das Training nicht gerade um die Ecke war. Ich musste jeden Tag mit dem Auto 30 Minuten hingefahren und anschließend abgeholt werden. Ich musste mich also früh entscheiden, ob ich den Sport weiter ernsthaft betreiben wollte, denn der Aufwand war auch für meine Familie groß. Ich war kein Einzelkind. Es musste also alles organisiert werden. Aber die Aussicht auf die Nationalmannschaft war für mich eine riesige Motivation. Ich wurde also von meiner Familie unterstützt und jeden Tag zum Training kutschiert.“

Sebastian: „Und wie kam die Entscheidung, hauptberuflich als Trainer zu arbeiten?“

Patrick: „Das war ein fließender Prozess. Zum einen habe ich schon während meiner aktiven Zeit auch Sportwissenschaften studiert und mich für die Trainingswissenschaft und -methoden immer interessiert. Zum anderen habe ich auch schon Sportlerinnen gecoacht, während ich noch selbst trainiert habe. Angefangen hat das ganze schon 2009.  Da waren z. B. Aline Rotter-Focken und Lisa Hug dabei. Zwei Athleten, die ich später als Bundestrainer auch betreut habe. Sie sind beide nach Neuss gekommen und haben das Training mit absolviert. Und als ich mein eigenes Training beendet habe, haben wir gemeinsam noch eine Nachbelastung hinten angehängt. So ging das ganze los.“

Sebastian: „Was machst du morgens, um gut in einen Tag zu starten?“

Patrick: „Ich bin ein Frühaufsteher und genieße die Ruhe am Morgen. Eine Tasse Espresso, das brauche ich, um gut in den Tag zu starten.“

Sebastian: „Welcher Spruch, Buch oder Mensch hat dich am meisten beeinflusst auf deinem Weg?“  

Patrick: „Sprüche und Bücher haben mich mehrere beeinflusst. Da könnte ich mich jetzt nicht festlegen. Als Person hat mich schon seit meiner Kindheit Bruce Lee geprägt. Ich bin mit seinen Filmen aufgewachsen und hab mich viel mit seinem Leben beschäftigt. Meine Liebe zum Sport – und vor allem zum Kampfsport – habe ich vor allem durch seinen indirekten Einfluss entwickelt. Meine Eltern und Großeltern hat das damals, glaube ich, fast in den Wahnsinn getrieben.“

Sebastian: „Wie suchst du dir deinen Ausgleich zum Sport? War das immer so oder hat sich das im Laufe der Zeit verändert?“

Patrick: „Trainer im Sport zu sein, ist etwas anderes, als selbst zu trainieren. Ich gehe deswegen auch gerne selbst ins Fitnessstudio, bewusst nicht in den Kraftraum unserer Halle, denn ich brauche einfach den Tapetenwechsel. Im Fitnessstudio kriege ich eigentlich immer den Kopf frei. Ansonsten verbringe ich natürlich viel Zeit mit meiner Familie, insbesondere mit meinen drei Kindern. Die bringen mich schon auf andere Ideen. Im Laufe der Zeit hat sich auf jeden Fall verändert, dass ich nun vermehrt lange Spaziergänge mit meinen Kindern mache und merke, dass ich selbst es auch als sehr entspannend empfinde.“

Thema Fokus:

Sebastian: „Wodurch verlierst du den Fokus im Wettkampf oder Training? Fehlversuch eines Athlet*innen, Schiedsrichterentscheidung…?“

Patrick: „Mit Fehlversuchen eines Athleten kann ich gut umgehen. Das gehört auch einfach dazu. Es gibt eigentlich nur zwei Dinge, bei denen es mir schwerfällt, den Fokus nicht zu verlieren: Benachteiligung durch Schiedsrichter (zumindest, wenn ich es in dem Moment subjektiv so empfinde) und fehlende Einsatzbereitschaft von Athleten im Training/ Wettkampf. Letzteres ist bisher – zum Glück – eher selten vorgekommen. Man sieht es mir nicht oft an, aber im Grunde bin ich ein sehr impulsiver Mensch. Ich habe aber gelernt, mich zu kontrollieren. Mein Umfeld kennt mich daher auch eher als einen sehr ruhigen Menschen. Hin und wieder kommt es aber auch vor, dass mir der Kragen platzt. Im Sport sind halt Emotionen immer so nah beieinander, es fällt einem schwer sich immer selbst zu regulieren.“

Sebastian: „Darf ich fragen, wie du es gelernt hast? Das interessiert mit Sicherheit viele.“

Patrick: „Anfangs habe ich versucht, mich immer erst mal für eine kurze Zeit zurückzuziehen. Erst mal einen klaren Gedanken fassen und die Situation richtig einordnen, bevor ich impulsiv reagiere. Ich habe versucht, die ganze Sache von außen, also mit etwas Abstand und aus einem anderen Blickwinkel zu betrachten. Das hat mir immer geholfen. Am Anfang habe ich da längere Zeit allein sein müssen, mit der Zeit nur noch einige Minuten. Heutzutage kann ich mich auch direkt in der Situation schon regulieren. Meistens auf jeden Fall.“

Sebastian: „Wie findest du dann wieder den Fokus? Gibt es ein Werkzeug, ein Verhalten oder Vorgehen, dass du da nutzt?“

Patrick: „Ein richtiges Werkzeug habe ich dafür nicht. Ich versuche in dem Moment erst mal allein zu sein. Mit etwas Abstand ist es dann meistens besser und ich arbeite es mit allen Beteiligten auf. Während eines Kampfes versuche ich natürlich, mich davon jetzt nicht allzu sehr beeinflussen zu lassen. Wenn es möglich ist, gehe ich in die Kabine oder vor die Tür.“

Thema nach dem Wettkampf:

Sebastian: „Was machst du direkt nach dem Wettkampf? Wie bereitest du einen Wettkampf nach?“

Patrick: „Ich schaue mir noch mal alle Kämpfe in Ruhe an, um einen besseren Überblick zu bekommen. Manchmal bewerte ich dann die Leistungen etwas differenzierter. Sofern es möglich ist, bespreche ich am nächsten Tag mit den Athletinnen noch einmal den Wettkampf und ihre Leistung. Ich baue nach einem Wettkampf meistens eine Übergangswoche ein, d. h., dass sie verstärkt allgemeines Training machen und spezielles Training wird reduziert. In den Matteneinheiten steht dann dafür vor allem die Wettkampfnachbereitung auf dem Plan.“

 Sebastian: „Wie lange denkst du noch an einen Wettkampf, nachdem er vorbei ist?“

Patrick: „Das ist immer unterschiedlich. Manche Siege oder bittere Niederlagen bleiben mir manchmal noch Wochen im Kopf. Das beschäftigt mich den ganzen Tag und teilweise auch nachts.“

Sebastian: „Wie gehst du mit einer Niederlage/ schlechten Wettkampf um? Gibt es etwas Systematisches?“

Patrick: „Auf keinen Fall „abhaken und weitermachen“. Ich finde, es gibt nichts Schlimmeres, da es Stillstand bedeutet. Denn man beschäftigt sich nicht mehr aktiv mit Ursachen der Niederlage. Deshalb filtere ich die Schlüsselmomente aus einem Kampf, die für die Niederlage entscheidend waren, heraus. Ich versuche das ganze sehr objektiv und ohne Emotionen zu betrachten. Erst einmal analysiere ich allein, dann mit der Athletin. Im nächsten Training gehen wir genau diese Situationen noch mal durch. Das ist für mich der einzige Weg, mit Niederlagen umzugehen.“

Sebastian: „Wie gehst du mit einem Sieg/ guten Wettkampf um? Gibt es hier etwas Systematisches?“

Patrick: „Im ersten Moment erst mal genießen. Das muss man auch erst mal lernen! Danach aber relativ schnell wieder zum Tagesgeschäft übergehen. Die Situation herausfiltern, die besonders gut und für den Erfolg entscheidend waren. Aber vielleicht auch die ein oder anderen Fehler herausarbeiten. Sich also nicht auf dem Sieg ausruhen, sondern den weiteren Prozess anpassen und planen.“

Thema Leadership:

Sebastian: „Wie gehst du mit Fehlern von Athlet*innen um? Hat sich dieser Umgang bei dir über die Jahre verändert?“

Patrick: „Ich denke schon, dass sich da einiges bei mir verändert hat. Früher habe ich einfach den Fehler korrigieren wollen, wenn ich etwas gesehen habe. Heute versuche ich erst mal, dass die Athletinnen den Fehler für sich selbst auch genauso erkennen, ihn verstehen und danach beginnt die „Fehlerbehebung.“ Ich habe das Gefühl, dann kommt mehr an bzw. es bleibt mehr hängen.“

Sebastian: „Was ist das Erste, was du machst, wenn du eine Mannschaft/ einen Sportler übernimmst?“

Patrick: „Ich versuche die Athletin erstmal kennenzulernen, stelle dann meine Ziele vor und verschaffe mir einen Überblick über ihre individuellen Zielvorstellungen. Dann kann ich abgleichen, was passt schon und wo gehen die Vorstellungen von Trainer und Athletin auseinander. Das ist für mich erst mal die Grundlage für die weitere Zusammenarbeit.

Anschließend schaue ich mir als erstes ihr bisheriges Tagesgeschäft an. Erstmal 1-2 Wochen ihre bisherige Wochentrainingsstruktur kennen lernen. Danach würde ich entscheiden, was ich verändern will und was vielleicht schon gut läuft.“

Sebastian: „Worauf legst du besonderen Wert bei der Beziehung zu einer Mannschaft/ einem Sportler?“

Patrick: „Beidseitige Ehrlichkeit und Vertrauen. Natürlich auch ein lockerer, aber respektvoller Umgang. Abseits der Matte pflege ich einen eher lockeren persönlichen Umgang mit den Athletinnen, aber sobald es ins Training oder in den Wettkampf geht, verlange ich Professionalität.“

Sebastian: „Was tust du, damit dein*e Athlet*in 100 % gibt?“

Patrick: „Ich versuche ihr das Vertrauen zu geben, dass wir gemeinsam die festgelegten Ziele erreichen können. Es wird ein individueller Plan erarbeitet. Ich bringe mich besonders stark in diesen Prozess mit ein und investiere viel Zeit. Sollte es mal Tiefen geben, lasse ich die Sportlerin nicht fallen. Und was ganz wichtig ist, ich habe immer ein offenes Ohr für die Athletinnen.“

Sebastian: „Wie bereitest du ein Feedback an einen Sportler im Training oder Wettkampf vor? Ist das spontan oder durchdacht? Wie gehst du vor?“

Patrick: „Das ist sehr situationsabhängig. Manchmal ist es sehr spontan, vor allem mit Athletinnen, mit denen ich schon sehr lange zusammenarbeite. Man kennt sich eben und ich weiß, wie ich in verschiedenen Situationen reagieren muss. Manchmal fällt das Feedback mir aber auch schwer, dann lass ich mir etwas länger Zeit und überlege genau, wie ich da heran gehen könnte.“

Sebastian: „Wie wichtig ist dir Feedback durch deine Sportler? Wie holst du es gegebenenfalls ein?“

Patrick: „Das ist mir sehr wichtig. Meistens hole ich mir Feedback in den direkten persönlichen Gesprächen. Manchmal bekomme ich es indirekt, innerhalb des Gesprächsverlaufs, manchmal frage ich aber auch direkt nach.“

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