Das Interview mit Slawa Kerber – Bundesstützpunkt-Trainer Boxen in Heidelberg    

Bekomme einen Einblick in die persönlichen Werkzeuge von Slawa

Name:

Slawa Kerber – Bundesstützpunkt-Trainer Boxen in Heidelberg  

Alter: 35

Sportart: Boxen

Wichtiger Hinweis: Die Teilnahme des Gasts an der Sport-Runde lässt keine Rückschlüsse darüber zu, ob eine sportpsychologische Zusammenarbeit mit Sebastian Altfeld besteht. Es ist lediglich ein Zeichen dafür, dass der*die Sportler*in/Trainer*in die dankenswerte Bereitschaft zeigt, die eigenen Ansichten und Ansätze zu teilen. 

Thema Wettkampfvorbereitung:

Sebastian: „Wie bereitest du dich am Tag vor dem Wettkampf vor? Was machst du für dich und warum?“

Slawa: „Am Tag vor dem Wettkampf mache ich mir in erster Linie Gedanken, wie ich meinen Athleten richtig für den Wettkampf einstelle. Ich recherchiere im Web den möglichen Gegner, schaue mir die Wettkämpfe an. Zuerst allein und dann mit dem Athleten zusammen und lasse ihn erst mal seinen Plan vorstellen und versuche mit positiven Empfehlungen die Strategie/ Taktik anzupassen. Also ich versuche das Gefühl zu vermitteln, dass der angedachte Plan, den Gegner zu besiegen, richtig ist, nur mit einer feinen Korrektur. Diesen Vorgang versuche ich möglichst vor der Trainingseinheit zu erledigen, damit der Athlet diesen Plan schon im individuellen Training bereits ausprobieren bzw. umsetzen kann. Ich versuche möglichst individuell zu arbeiten, das heißt, dem Athleten das zu geben, wo er sich wohl fühlt und das, was er jetzt vor dem Wettkampf braucht. Für mich persönlich versuche ich schon ein Plan zu entwickeln, wie ich den Athleten ständig im „Tunnel“ fahren lasse, da viele Athleten dazu neigen, kurz vor dem Wettkampf zu verbrennen. Für mich heißt es dann Kommunikation; wie kommunizierst du, was kommunizierst du, wie verhältst du dich. Körpersprache, Gestik, Mimik, bleibst du ganz eng am Athleten oder schaffst du zu ihm erst mal eine gesunde Distanz, aber wie gesagt, das ist alles sehr individuell.“

Sebastian: „Das hört sich spannend an. Und wie sieht deine persönliche Vorbereitung aus? Machst du etwas Spezielles am Tag oder Abend vor dem Wettkampf für deine Vorbereitung?“

Slawa: „Für mich persönlich schaue ich einfach, dass ich gut drauf bin, ausgeschlafen bin, einfach ein positives Erscheinungsbild habe. Abends davor gibt es eigentlich immer eine Trainerteamsitzung, wo der Tag besprochen wird. Danach versuche ich abzuschalten, telefoniere mit Familie, sitze mit Trainerkollegen zusammen, rede und lache sehr viel.“

Sebastian: „Wie bereitest du dich am Tag des Wettkampfs auf den Start vor? Was machst du für dich und warum?“

Slawa: „Als erstes sorge ich dafür, dass der Athlet kein Übergewicht hat auf der Waage, heißt früher aufstehen, Gewicht checken, danach gemeinsam zu der Waage und Frühstück, gegebenenfalls Mittag, je nach Wettkampfzeit. Ich gehe wieder den Plan durch für den Wettkampf, plane den Ablauf vor dem Wettkampf, das heißt, wann gehen wir in die Halle, wann fängt der Athlet an, sich warm zu machen, welchen Kampf hat er, wann besorge ich das Wettkampfequipment. Der Ablaufplan wird dem Athleten kommuniziert. Danach mache ich eine kleine Trainingseinheit, um die Strategie/ Taktik nochmal zu wiederholen in Form von Schattenboxen, max. 15-20 Minuten. Kurz vor dem Abmarsch in die Halle den Athleten darauf hinweisen, dass er nichts vergisst. Cross Check meiner Trainertasche, Equipment.“

Sebastian: „Das mit dem Gewicht kann ja auch manchmal stressig sein, oder? Wie bleibst du denn ruhig, wenn etwas morgens schief geht?“

Slawa: „Ja, definitiv!!! Ich versuche beim Worst Case-Szenario einfach die Routine beizubehalten, vermeide negative Kommunikation mit den Athleten, akzeptiere einfach den IST-Zustand, da der Fokus auf das Ziel immer noch besteht und das soll auch so bleiben. Zeige einfach Akzeptanz und dass es ok ist, auch während eines Wettkampfes Fehler zu haben und dass man lernt damit auch umzugehen, denn keiner ist perfekt.“

Sebastian: „Und wie sieht deine persönliche Vorbereitung aus, wenn alles von Sportler*innen-Seite aus passt? Machst du etwas Spezielles für dich, um dich auf den Wettkampf vorzubereiten?“

Slawa: „Es ist schon etwas Spezielles. Ich versetze mich in den Kampf, als ob ich selbst diesen Kampf führe und oben im Ring stehe, versetze mich in die Situation, um manchmal selbst die dabei entstehenden Emotionen zu verstehen.

Sebastian: „Was machst du die letzten Minuten, um dich auf den Wettkampf vorzubereiten? Was genau machst du bewusst oder unbewusst, um dich so richtig auf den Wettkampf einzustellen? Nutzt du bestimmte mentale Werkzeuge, Verhaltensweisen oder Vorgehen dazu?“

Slawa: „Ich versuche es mal einfach zu beschreiben, leider habe ich nicht die Fachbegriffe dafür, aber ich denke mal, du wirst es verstehen. Für mich gibt es nur zwei wichtige Sachen kurz vor dem Wettkampf:  Die richtige Kommunikation und dem Athleten einfach das Gefühl geben, dass er in diesem „Tunnel zum Sieg“ nicht allein ist und ich für ihn da bin. Ich finde, der Athlet muss es spüren, dass er mir und meinen Worten in der Aufwärmung/ Einstellung, vor der dem Kampf und später in der Ecke, vertrauen kann und dass ihn diese Stütze (Trainer) zur Leistung führen wird. Meine Athleten wissen, dass für mich nur die Leistung zählt und für mich wiederum ist es wichtig, dass der Athlet trotz Sieg oder Niederlage mir weiterhin vertraut und mit mir am Ziel weiterarbeitet.

Es gibt manchmal echt Situationen, wo ich selbst brenne, dass versuche ich aber dem Athleten natürlich nicht zu zeigen. Manchmal gehe ich kurz aus der Kabine raus, versuche mich wieder zu fokussieren, schließe meine Augen und atme einfach so lange tief durch, bis ich wieder im „Tunnel“ bin.“

Sebastian: „Toll. Danke für den Einblick“

Thema Motivation:

Sebastian: „Was sind deine Ziele als Trainerin? Was motiviert dich, damit du die Mühen aufnimmst?“

Slawa:Mein Ziel ist es, in erster Linie aus den Athleten gute, vorbildliche Menschen zu erziehen. Der Sport ist nicht für die Ewigkeit, aber das Leben kann und ist manchmal echt hässlich und deswegen will ich, dass die Athleten nach der Karriere fest im Leben stehen und sagen können: „Ja, ich habe alles richtig gemacht.“ Natürlich ist das Ziel auch maximal sportlich erfolgreich sein, Olympiasieger und darüber hinaus (Profi etc.), aber meine Philosophie ist, dass man ohne das erste Ziel das zweite nur sehr schwer erreichen kann.“

Sebastian: „Wen würdest du gerne mal trainieren?                        

Slawa: „Ich würde gerne einen kubanischen Boxer trainieren, um einfach  zu spüren, wie es ist. Was zeichnet diese Athleten so aus? Wie bewegen die sich? Und warum sind es die besten Athleten in meiner Sportart?“

Sebastian: „Was machst du, wenn du vor einem Training mal keine Motivation hast?“

Slawa: „So was gibt es öfters mal. Manchmal hat man einfach keine Ideen für das Training, aus verschieden Gründe. Ich schaue mir dann einfach wieder You Tube an. Meistens hat man danach wieder neue Ideen für das Training, neue Reize, etwas Neues auszuprobieren. Ich denke , das tut den Athleten gut, zumindest so das Feedback. Ansonsten denke ich einfach an die sportlichen Ziele. Ein weitere Lösung ist, dass ich vorher selbst trainieren. Das hilft auch sehr oft.

Im Notfall suche ich eine Vertretung Ich möchte auch nicht, dass die Athleten darunter leiden (passiert, aber sehr selten).“

Sebastian: „Wie gehst du da mit dir um?“

Slawa: „Ich versuche mich in erster Linie selbst zu reflektieren, suche nach dem Grund und nach Lösungen.“

Thema Persönlich:

Sebastian: „Was würdest du deinem 14-jährigen Ich für einen Tipp geben, den du damals hättest gebrauchen können?“

Sebastian: „Was würdest du deinem 14-jährigen Ich für einen Tipp geben, den du damals hättest gebrauchen können?“

Slawa: „Nie an sich zu zweifeln, vor allem bei Niederlagen. Ich denke mal, es ist sehr schwierig für einen 14-jährigen sich mit so einem psychologischen Thema auseinanderzusetzen. Ich selbst habe damals nie gedacht, dass ich das Zeug dazu hätte, in der Weltspitze zu boxen. Ich würde versuchen, es einem 14-jährigen so zu vermitteln, dass er merkt, man soll nie das aufgeben, was einem WIRKLICH Spaß macht. Ich hatte nämlich in dem Alter die Sportart gewechselt, weil ich eben so gezweifelt habe.“

Sebastian: „Wann war der Punkt, als du dich für den Leistungssport bzw. für eine professionelle Karriere entschieden hast? Was war der Auslöser bzw. Grund?“

Slawa: „Ich habe diesen Augenblick genau noch vor Augen. Ich habe im Fernsehen, damals bei Eurosport, die EM der Männer mitverfolgt. Das war der Auslöser. Ich sah einen Athleten auf dem Treppchen stehen, sah den Adler auf der Brust und dachte: „Ich will das auch. Ich möchte diesen Adler auf der Brust tragen, ich möchte einer von vielen sein und ich möchte, dass später meine Eltern vor dem Fernseher sitzen und mich boxen sehen und auf mich stolz sind, dass mein Vater dann sagt, dass er nicht umsonst so viel Zeit und Geld investiert hat. Das klingt jetzt übertrieben, würden meine Eltern nie sagen, aber ich wollte es so! Als ich dann älter wurde und plötzlich angefangen habe in Deutschland aufzuräumen, war für mich klar, ich ziehe es bis zum Ende durch.“

Sebastian: „Das ist eine schöne Geschichte, wie du zum Leistungssport gekommen bist. Und wann war der Zeitpunkt, dass du dich für die Trainerlaufbahn entschieden hast? Was war denn da der Grund?“

Slawa: „Das ist echt lustig. Ich wollte eigentlich gar nicht Trainer werden, habe mir auch nie darüber Gedanken gemacht. Ich wollte eigentlich noch weiter aktiv im Sport bleiben, wurde aber nach den Spielen 2016 vor die Wahl gestellt: Entweder weiter in der Förderung, aber als Trainer oder die Karriere ist vorbei. So fing meine Laufbahn als Trainer an. Keine wirklich gescheite Einführung in die Tätigkeit. Ich habe direkt Athletinnen im Stützpunkt erhalten und jetzt habe ich mich  nach und nach eingearbeitet, durchgefragt und Schritt für Schritt dann die entsprechenden Erfahrungen und das Know How gesammelt.”

Sebastian: „Was machst du morgens, um gut in einen Tag zu starten?“

Slawa: „Momentan gibt es nur eine einzige Sache, die mich gut in den Tag starten lässt: Meine Tochter. Sobald sie mich morgens weckt, ist alles perfekt.“

Sebastian: „Welcher Spruch, Buch oder Mensch hat dich am meisten beeinflusst auf deinem Weg?“   

Slawa: „Eindeutig mein Heimtrainer. Meiner Meinung nach hat er mich zu einem guten Athleten/ Mensch erzogen.“

Sebastian: „Darf ich fragen, was er dir konkret mitgegeben hat?“

Slawa: „Egal in welcher Verfassung oder Situation man sich befindet, soll man menschlich bleiben, nur so wirst du dir Respekt und Anerkennung verdienen. (so in etwa)“

Sebastian: „Wie suchst du dir deinen Ausgleich zum Sport? War das immer so oder hat sich das im Laufe der Zeit verändert?“

Slawa: „Als Athlet hatte ich als Ausgleich meine Familie, enge Freunde. Als Trainer verändert sich das mit der Zeit. Ganz am Anfang brauchte ich keinen Ausgleich, mit der Zeit wird das Verlagen immer mehr, zudem man ja jetzt selbst eine Familie hat. Mein Ausgleich zurzeit ist definitiv meine kleine Tochter und Spaziergänge im Wald. Leider ist der Kontakt mit den Freunden weniger geworden.“

Thema Fokus:

Sebastian: „Wodurch verlierst du den Fokus im Wettkampf oder Training? Fehlversuch eines Athleten, Schiedsrichterentscheidung…?“

Sebastian: „Wodurch verlierst du den Fokus im Wettkampf oder Training? Fehlversuch eines Athlet*innen, Schiedsrichterentscheidung…?“

Slawa: „Es gab verschieden Phasen in meiner Laufbahn bis jetzt. Ganz am Anfang mit null Erfahrung verliert man, glaube ich, durch jede negative Situation den Fokus. Mit der Zeit hat man gelernt, damit umzugehen. Man versucht sportlich zu bleiben, wenn zum Beispiel ein Fehlurteil zustande kommt oder der Athlet einfach nicht läuft, und da glaube ich, ist die Kunst, trotzdem im „Tunnel“ zu bleiben.

Es gibt auch im Training Situationen, wo man den Fokus verliert, durch Ablenkung, Diskussionen etc.“

Sebastian: „Die Aussage mit der Entwicklung finde ich sehr spannend. Also früher bist du schneller aus dem Fokus gekommen. Wie ist es denn dann heute? Was bringt dich heute noch mit deiner ganzen Erfahrung raus?“

Slawa: „Es fühlt sich so an, als ob in mir drin einfach eine Struktur bzw. ein Muster hinterlegt ist, nach dem es abläuft, wenn solche Situationen entstehen. Meistens sind es Dinge, die den Prozess der Entwicklung im Leistungssport stören, zum Beispiel unnötige Diskussionen im Dachverband, wenn Leute am längeren Hebel sitzen, die eigentlich vom Sport keine Ahnung haben und Entscheidungen auf Kosten von Sportlern getroffen werden. Oder die lieben Eltern, wenn die Eltern anfangen zu denken, dass sie es besser wissen, wie ihr*e Sohn/ Tochter zu trainieren hat, also überwiegend  politische Sachen/ Vorgehen sind die, die mich heute noch aus der Ruhe bringen können, wo ich auch schnell anfällig werde und mir der Kragen platzt sozusagen.“

Sebastian: „Wie findest du dann wieder den Fokus? Gibt es ein Werkzeug, ein Verhalten oder Vorgehen, dass du da nutzt?“

Slawa: „Ich versuche mich einfach auf das Wesentliche zu konzentrieren und alles andere nach dem Wettkampf/ Training zu klären.“

Sebastian: „Und darf ich fragen, wie du das machst? Wie schaffst du es, den Fokus auf das Wesentliche zu richten?“

Slawa: „Wie schon bei der letzten Frage erwähnt, habe ich im Inneren schon automatisierte Abläufe, wenn ich zum Beispiel merke. dass ein Gespräch/ Diskussion zu intensiv wird, suche ich mir dafür Zeit, Ort, wo ich es in Ruhe ausdiskutieren kann. Ich versuche nach Struktur vorzugehen, die für MICH am besten ist.

Ich denke immer an das Ziel, was ich mir als Trainer vornehme, immer wieder vor Augen führe, Emotionen hervorzurufe, die dazu passen bzw. die ich bei der Zielerreichung habe/ haben werde.“

Thema nach dem Wettkampf:

Sebastian: „Was machst du direkt nach dem Wettkampf? Wie bereitest du einen Wettkampf nach?“

Slawa: „Ob Sieg oder Niederlage, ich habe immer etwas zu diskutieren. Ich versuche immer den Athleten Freiheit zu geben, die Möglichkeit, mit sich klarzukommen bzw. sich selbst zu reflektieren. Meistens achte ich nur darauf, dass die Athleten gesund sind und sich vernünftig ausarbeiten. Meistens findet das Gespräch eine Dreiviertelstunde nach dem Wettkampf oder erst am nächsten Morgen statt. Je nach Zustand des Athleten suche ein Gespräch oder man macht eine Videoanalyse des Wettkampfes. Hier genau so individuell wie möglich. Jeder das, was er braucht, aber die Gespräche sind für mich ein Muss.“

Sebastian: „Wie lange denkst du noch an einen Wettkampf, nachdem er vorbei ist?“

Slawa: „Das hängt ganz davon ab, wie der Wettkampf gelaufen ist. Es findet aber immer eine Reflektion statt. Das ist für mich ein wichtiger Bestandteil der Entwicklung.“

Sebastian: „Wie gehst du mit einer Niederlage/ schlechten Wettkampf um? Gibt es etwas Systematisches?“

Slawa: „In den meisten Fällen reflektiere ich mich zuerst, was ich falsch gemacht haben könnte. Danach gemeinsame Reflektion mit dem Athleten. Wichtig für mich zum Schluss der Reflektion ist, ein positives Feedback zu ziehen und direkt weiter nach vorn zu schauen. Die Athleten müssen lernen zu verlieren, ansonsten werden sie immer daran scheitern und nie das Ziel erreichen.“

Sebastian: „Wie gehst du mit einem Sieg/ guten Wettkampf um? Gibt es hier etwas Systematisches?

Slawa: „Wie schon oben erwähnt, es gibt immer etwas auszusetzen. Hier gehe ich aber trotzdem wie bei der Niederlage vor:  Selbstreflektion, dann gemeinsames Reflektieren mit dem Athleten. Athleten müssen genauso den Umgang mit einem Sieg lernen, denn Erfolg kann ganz schnell Flügel wachsen lassen.“

Sebastian: „Das ist ein sehr interessanter Punkt. Mit Siegen umgehen lernen. Wie vermittelst du das deinen Sportler*innen?“

Slawa: „Erfolge, wie Weltmeister, Europameister, selbst DM können dem Athleten ganz schnell Flügen wachsen lassen. Für mich ist der Punkt, auch wie bei den Niederlagen, ganz klar, die Leistung zählt. Du kannst auch mit „Glück“ siegen, was aber nicht heißt, dass du es dir verdient hast. Oder du kannst auch mit einer guten Leistung verlieren. Ich sage immer den Jungs, wenn ihr wollt, dass man vor euch Respekt hat, dass man euch achtet, dass man weiß, wer ihr seid, dann bleibt einfach bescheiden. Das macht euch respektvoll und interessant. Nicht umsonst sagt man: „Hunde, die bellen, beißen nicht.“ Seid fair, egal in welcher Situation.  Zeigt eure Weisheit und die Bescheidenheit, im Großen und Ganzen Schnauze halten und einfach machen.“

Thema Leadership:

Sebastian: „Wie gehst du mit Fehlern von Athleten um? Hat sich dieser Umgang bei dir über die Jahre verändert?“

Slawa: „Ja klar! Es gibt einen Spruch für mich, den ich auch versuche umzusetzen. „Suche den Grund deiner Fehler/ Probleme bei dir selbst, dann wirst du auch weniger Fehler/ Probleme haben.“ Vielleicht klingt es etwas zu krass, aber so habe ich das selbst für mich gelernt. Ich habe nie jemanden beschuldigt für meine Fehler. Wenn ich der Meinung bin, dass es ein Fehlurteil war, dann habe ich einfach nicht genug im Vorfeld oder im Kampf gemacht bzw. habe nicht überzeugt, ganz einfach.

Kein Mensch ist fehlerfrei, schon gar nicht die Athleten, die unter enormen Druck Leistung erbringen müssen. Jeder kann Fehler machen, aber nicht jeder kann dazu stehen und da ist der Knackpunkt, meine Athleten müssen das lernen, ansonsten kommen die im Sport und vor allem im Leben nicht weiter.“

Sebastian: „Das scheint eine wichtige Haltung für dich zu sein. Und wie reagierst du, wenn Sportler*innen Fehler machen?“

Slawa: „Fehler müssen sein, denn ohne die Fehler wird man sich nicht entwickeln, egal in welcher Hinsicht. Ich nehme immer das klassische Beispiel mit dem Laufen lernen. Jedes Kind lernt das Laufen mit dem Hinfallen und wieder aufstehen. Im Sport, besser gesagt auch im Leben, läuft es doch nicht anders ab. Selbst ich in meiner Trainertätigkeit werde immer wieder auf die Schnauze fallen, dann wieder aufstehen und weitermachen. Die einzige Frage ist doch ganz einfach: Bin ich dazu bereit? Bin ich dazu bereit wieder aufzustehen und weiterzugehen? Die, die diese Bereitschaft haben, entwickeln sich. Diejenigen, die ständig an der gleichen Stelle hängen bleiben, werden das Laufen nicht lernen.“

Sebastian: „Was ist das Erste, was du machst, wenn du eine Mannschaft/ einen Sportler übernimmst?“

Slawa: „Reden, reden, reden. Kommunikation ist so ein Zauberinstrument für mich. Ich muss in erster Linie das Vertrauen schaffen, ein komfortables Umfeld, Transparenz. Sobald sich ein Sportler nicht wohl fühlt, wird auch kein Vertrauen aufgebaut. Kein Vertrauen, keine Kommunikation.“

Sebastian: „Worauf legst du besonderen Wert bei der Beziehung zu einer Mannschaft/ einem Sportler?“

Slawa: Ehrlichkeit/ Transparenz und Vertrauen, sind der Grundstein für mich als Beziehung zwischen Trainer und Athlet.“

Sebastian: „Was tust du, damit dein*e Athlet*in 100 % gibt?“

Slawa: „110 % geben. Der Athlet muss es sehen, fühlen. Ich muss klar die Kompetenz haben und vor allem es vorleben.“

Sebastian: „Und wie sieht das dann in deinem Alltag aus? Wenn ich dich mal begleiten würde, was würde ich da erleben und sehen?“

Slawa: „Meinen Umgang mit den Mitmenschen und auch meine Freude an der Kommunikation. Auch meinen Ehrgeiz im Training. Ich erkläre nicht nur die Sachen, sondern ich zeige sie auch. Ich probiere gerne Neues und lerne dadurch viel. Außerdem halte ich mich an meine Versprechen. Ich bin hilfsbereit, fokussiert, pünktlich und organisiere mich eigenständig.”

Sebastian: „Wie bereitest du ein Feedback an einen Sportler im Training oder Wettkampf vor? Ist das spontan oder durchdacht? Wie gehst du vor?“

Slawa: „Zuerst frage ich nach der Meinung des Sportlers, dann sage ich meine Meinung und dann wird gemeinsam diskutiert. Das Feedbackgespräch versuche ich immer mit einer positiven Sache abzuschließen. Das Feedbackgespräch findet immer statt. Es ist wichtig, damit die Athleten es lernen zu reflektieren. Das habe ich bereits erwähnt.“

Sebastian: „Wie wichtig ist dir Feedback durch deine Sportler? Wie holst du es gegebenenfalls ein?“

Slawa: „Sehr wichtig, denn ich wachse auch durch die Sportler. Manchmal haben die Sportler eine komplett andere Brille auf und sehen die Sachen ganz anders. Im Training ist mir das Feedback sehr wichtig, denn, wie bereits oben erwähnt, versuche ich immer was Neues in das Training zu implementieren und da brauche ich definitiv das Feedback von denen, die letztendlich danach oben im Ring stehen.“

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